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Dienstag
15.03.2005

Telefonmarketing ist für blinde Menschen ein ideales Arbeitsfeld. In Callcenters gibt es für sie aber zu wenig geeignete Arbeitsplätze. Nun steigt der Schweizerische Blindenverband (SBV) mit einer eigenen Firma in die Branche ein. Vier blinde und sehbehinderte Personen arbeiten seit einigen Wochen in der Agendaset GmBH in einem Berner Aussenquartier. Für das Telefonmarketing im Auftrag von Drittunternehmen steht ihnen ein Arbeitsplatz mit Computer zur Verfügung, der mit einer speziellen Software für Blinde und Sehbehinderte ausgerüstet ist.

Der SBV hat die Firmengründung mit 300 000 Franken finanziert, wie es in einer Mitteilung des Verbandes und der Agendaset GmbH vom Dienstag heisst. Der Verband sorgt zudem in den kommenden drei Jahren für eine Defizitgarantie in der Höhe von maximal 900 000 Franken. Das eidgenössische Büro für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung hat das Vorprojekt ebenfalls finanziell unterstützt.

Im laufenden Jahr sollen 14 weitere Mitarbeitende zum Team stossen, schliesslich sollen 18 Teilzeitstellen angeboten werden. Noch 2005 ist zudem die Eröffnung von Zentren an weiteren Standorten geplant. Im Vordergrund stehen die Städte Zürich und Lausanne, wie SBV-Zentralsekretär Felix Schneuwly auf Anfrage sagte. Bereits früher hätten Blinde und Sehbehinderte oft am Telefon gearbeitet. Mit dem Aufkommen der computergestützen Arbeitsplätze in modernen Callcenters sei diese Arbeit für sie aber schwieriger geworden. Besonders beim raschen Abrufen von Informationen aus Datenbanken seien sie trotz moderner Ausrüstung kaum mit Nichtbehinderten konkurrenzfähig.

Die Agendaset GmbH konzentriert sich laut Schneuwly deshalb auf das sogenannte Outbound-Geschäft, das für die Blinden und Sehbehinderten einfacher ist: Sie müssen keine Anrufe entgegennehmen, sondern im Auftrag der Drittunternehmen deren Kunden anrufen. Bisher erledigen die vier Angestellten Anrufe für eine Krankenkasse und für einen Möbelhersteller. Laut Schneuwly ist Agendaset mit weiteren potenziellen Kunden im Kontakt, darunter auch Grossunternehmen. Mit der Konzentration auf den Outbound-Bereich werde das Geschäftsfeld voll auf die Möglichkeiten der Beschäftigten zugenschnitten. Agendaset wolle keine geschützen Werkstatt sein, sondern innert drei Jahren die Gewinnschwelle erreichen.