Von einem «Medienskandal» spricht der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB), weil die Ringier-Boulevardzeitung «Blick» ein SGB-Inserat zur Abstimmung über die Unternehmenssteuerreform abgelehnt habe. In der Annonce habe der SGB aufzeigen wollen, dass der Media-Markt von der Vorlage profitiere. Das Inserat hätte unter der Schlagzeile «Schön blöd: Media-Markt ist sauer» erscheinen sollen, schreibt die Zeitung «Sonntag», was den Slogan «Ich bin doch nicht blöd» aufnehmen sollte.
Der SGB wollte darlegen, dass erstens die Geschäftsführer von der Reform profitieren würden, weil sie alle mit mindestens zehn Prozent an ihrer Filiale beteiligt seien, und zweitens auch Metro-Mitbesitzer Otto Beisheim. Im «Blick» erscheinen sollte das Inserat, weil das Blatt «in KMU-Kreisen stark gelesen» werde, wie «Sonntag» SGB-Kampagnenleiter Pietro Cavadini zitiert.
Verlagsleiter Thomas Passen habe die Publikation abgelehnt, nachdem auch Rechtsberater Mathias Schwaibold von einer Veröffentlichung abgeraten habe, berichtet das Sonntagsblatt. Chefredaktor Weissberg habe an den SBG geschrieben: «Es gibt kein Recht, Inserate zu publizieren, die den Verlag in rechtliche Schwierigkeiten bringen.» Die Ablehnung des laut Cavadini «bereits gebuchten und bestätigten» Inserats sei ein «Medienskandal». Wenn der «Blick» seine redaktionelle Haltung zum Thema ändere, gehöre dies zur Pressefreiheit, sagt Cavadini. «Wird aber zusätzlich der gekaufte Raum für die Gegner beschränkt, ist das ein demokratie- und medienpolitisch heikler Vorgang.»
Keine Kenntnis vom Vorfall habe man beim Media-Markt gehabt. «Neckischerweise», hat Cavadini festgestellt, «lag dem `Blick` vier Tage später eine vierseitige Media-Markt-Beilage bei - ausgerechnet in jener Ausgabe, in der sich drei Unternehmer für die Steuerreform aussprachen.»
Sonntag
10.02.2008