Axel Springer (1912-1985) war eine der umstrittensten und schillerndsten Verlegerpersönlichkeiten der deutschen Nachkriegsgeschichte. Nun hat der deutsche Historiker Hans-Peter Schwarz eine neue Biografie über den Verleger von «Bild»-Zeitung, «Hörzu» und «Die Welt» geschrieben. Der «provokant unzeitgemässe» Springer habe so breite Spuren in der Zeitgeschichte der Bundesrepublik hinterlassen, wie ausser ihm nur noch die Bundeskanzler, die Parteiführer und der Verleger Rudolf Augstein, schreibt der Autor.
Als erster Biograf hatte Schwarz dem Verlag zufolge freien Zugang zu den Archiven des Springer-Verlages. Ein Ergebnis davon ist eine mit 730 Seiten ungewöhnlich umfassende und detailreiche und dennoch gut zu lesende Lebensgeschichte eines «Mannes mit vielen Gesichtern», wie ihn Schwarz nennt. Der Bogen spannt sich vom Elternhaus und der Jugendzeit in Altona über die Hamburger Gründerjahre seines späteren Verlagsimperiums über die Politisierung in der «Frontstadt» Berlin bis zu seinen letzten Jahren mit «lauter Abschieden». Abschied nehmen musste Springer auch von seinem Sohn Sven, der sich 1980 erschossen hat. Schwarz spricht von einer «insgesamt verkorksten Vater-Sohn-Beziehung».
Als der lange Zeit bewunderte «Sonnyboy» der Nachkriegsgesellschaft «von allen Seiten Prügel bezog», wie Schwarz schreibt, habe er immer wieder mit der Versuchung gerungen, den «Mammutverlag» abzustossen, wohl auch, weil «Arbeiten allein in die Verzweiflung führt», wie Springer im Alter meinte. Die Kontakte unter anderem mit Verlagshäusern wie Burda und Bertelsmann und die wenig erfreulichen Sondierungen beim Bundeskartellamt bilden spannende und gut dokumentierte Kapitel der Biografie.
Hans-Peter Schwarz: «Axel Springer - Die Biografie», Propyläen Verlag Berlin, 730 Seiten, Fr. 46.50
Dienstag
04.03.2008