Im Sommer 2006 rief die «Bild»-Zeitung erstmals ihre Leser dazu auf, sich aktiv an der Berichterstattung zu beteiligen und Fotos von interessanten Ereignissen an 1414@bild.de zu senden. Am Donnerstag zog die deutsche Tageszeitung eine Zwischenbilanz: Mehr als 15 800 Leser-Fotos wurden bislang abgedruckt, 1346 davon waren Seitenaufmacher. 1414@bild.de sei mittlerweile fester Bestandteil der «Bild»-Redaktion, mehrere Redaktoren sichteten täglich Hunderte von Fotos, bewerteten und prüften sie auf Echtheit.
«Unsere Leser-Reporter sind Zeitzeugen aus Zufall. Sie nutzen ihre einmalige Chance, um Millionen anderer Leser und User an diesem Ereignis teilhaben zu lassen. Die ersten Fotos vom Transrapid-Unglück oder der Beinahe-Absturz von Franz Müntefering haben Leser-Reporter geschossen», so Chefredaktor Kai Diekmann am Donnerstag. Sei «1414» 2006 noch eine Provokation für die deutsche Medienlandschaft gewesen, seien die Leser-Reporter heute Vorbild für zahlreiche andere Medien bei der aktiven Einbindung ihrer Leser.
Den häufigen Vorwurf, Leser-Reporter würden die Standards der Medienethik verletzen, versucht die «Bild»-Zeitung aktuell mit einer Studie zu entkräften. Im Vorfeld des Jubiläums hat der Medienwissenschaftler Wolfgang Donsbach, Leiter des Instituts für Kommunikationswissenschaft der TU Dresden, die Studie «Paparazzi oder Bürgerkorrespondenten. Eine Studie über die `Bild`-Leser-Reporter und ihre Beiträge» durchgeführt. Dazu wurden 500 Leser-Reporter in persönlichen Interviews befragt, darüber hinaus wurden sämtliche im Jahr 2009 veröffentlichten Leser-Reporter-Beiträge sowie Stichproben der Gesamtberichterstattung analysiert. Donsbach kam zum Ergebnis, dass die Leser-Reporter überdurchschnittlich gesellschaftlich engagiert seien und ethische Standards sehr wohl achten würden. «Leser-Reporter fungieren als Stimme der kleinen Leute, sie schaffen Nähe und erhöhen so die Identifikation der Leser mit ihrer Zeitung», so Wolfgang Donsbach.