Die Chefredaktion der «Bild»-Zeitung ist daran, ein Gratisblatt zu entwicklen, mit dem sie auf potenzielle Wettbewerber wie Metro und Schibsted reagieren will. Dies erklärte «Bild»-Verlagsgeschäftsführer Christian Nienhaus gegenüber dem Brachenblatt «Kontakter». Nienhaus hat bei der Axel Springer AG die Koordination der Abwehrmassnahmen gegen mögliche neue Gratiszeitungen übernommen. Somit sind Überlegungen vom Tisch, den «Welt»-Ableger «Welt Kompakt» zum Gratisblatt zu machen: «Die `Welt` ist eine Premiummarke, die man nicht verschenken darf», so Nienhaus im «Kontakter».
Die Gratiszeitung, die derzeit bei «Bild» entwickelt wird, hat noch keinen Namen. Nienhaus gefällt aber der Titel «Extra», unter dem Springer schon einmal ein Gratisblatt herausbrachte. Damals reagierte der Verlag auf den Versuch Schibsteds, mit der Gratiszeitung «20 Minuten» in Köln Fuss zu fassen. Der «Bild»-Verlagsgeschäftsführer will «alle Register ziehen», sollten Metro, Schibsted oder andere eine Gratiszeitung herausbringen. Er kann sich vorstellen, sein eigenes Gratisblatt in «einer Auflage in Millionenhöhe» in 8 bis 15 Städten erscheinen zu lassen. Zudem werde es Anzeigenkombinationen zwischen dem Gratistitel, «Bild» und dem Berliner Boulevardblatt «BZ» geben.
Zudem behält Nienhaus sich vor, falls erforderlich die Anzeigenpreise bei «Bild» zu senken, wie der «Kontakter» weiter informiert. Wenig hält er hingegen von den Plänen des Kölner Verlags DuMont Schauberg («Express»), der mit anderen Zeitungsverlagen ein gemeinsames Abwehrprojekt gegen Metro und Schibsted starten will. Dieses Vorhaben laufe dem Kartellrecht zuwider.
Sonntag
24.07.2005