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Donnerstag
06.12.2007

Zwischen exotischer Pflanzenwelt und einheimischer Flora fand am Mittwochabend im Giardino Verde in Uitikon-Waldegg die Jubiläumsfeier der «Bilanz» statt. Über 130 geladene Gäste folgten dem Ruf in den Urwald, einige bedeutende Werber und viele Wirtschaftsleute. Neben dem Small-Talken und einem Unterhaltungsprogramm standen dabei die beiden Talkrunden auf dem Podium im Zentrum. Zuerst mussten die anwesenden früheren Chefredaktoren Medard Meier und René Lüchinger antreten. Andreas Z`Graggen sei in Afrika und lasse grüssen, verlautbarte dazu «Eco»-Moderator Reto Lipp, der als Talkmaster amtete.

Mit «Bilanz» habe der «People-Journalismus» in die Wirtschaftsberichterstattung Einzug gehalten und «vor allem der `Mann des Monats` wurde zur Erfolgsformel», kommentierte Medard Meier den Start des Wirtschaftsmagazins. Den Banker Martin Ebner habe man noch von Paparazzi-Fotografen ablichten lassen. Die Ausgabe mit den «reichsten Schweizern» (seit 1989) wird jeweils mit der höchsten Auflage verkauft. Für René Lüchinger sind vor allem auch Geschichten wie jene um den Investor Vekselberg äusserst wichtig für die «Bilanz».

Die Frage, wer bestimmt habe, welcher Unternehmer oder Manager auf dem Titelbild platziert werde, beantwortete Medard Meier: «Die Redaktion hat dies immer entschieden.» Meist sei es ja klar gewesen, dass um die Person auch eine zentrale Story angesiedelt war. Lüchinger verwies auf die Anklagen, die man von illustren Wirtschaftskreisen auszustehen hatte. Martin Ebners Klage gegen ihn sei noch hängig; dieser fordere eine halbe Million Franken Schadenersatz.

Auf die Frage, mit wem sie noch ein Gespräch führen wollten, meinte Lüchinger, den Papst würde er gerne zum Thema «Geld und Geist» befragen. Urs Schwarzenbach, der Erbauer des neuen Dolder-Hotels, steht für Medard Meier noch auf der Pendenzenliste, weil dieser bisher praktisch keine Interviews gegeben hat.

Die zweite Talkrunde bestritten die prominenten Wirtschaftsleute Andy Rihs von Phonak, Georges Kern von der Edeluhrenmarke IWC sowie Andreas Schönenberger von Google Schweiz. Als Moderator wirkte dabei der neue «Bilanz»-Chefredaktor Dirk Schütz. Rihs und Kern äusserten sich zu ihren Markenprodukten und über den Einsatz von Werbung. IWC-CEO Kern verfügt für sein kleineres Uhrenunternehmen über einen entsprechend begrenzten Werbeetat. «Wir müssen sehen, wie wir mit dem begrenzten Geld auskommen. Darum haben wir als Botschafter bekannte Stars aus Hollywood und anderswo.» Diese seien bereits IWC-Uhrenträger und nur so für das Unternehmen einsetzbar. «Bezahlen können wir diesen Prominenten nicht viel. Sie profitieren aber von unserer hohen Markenqualität», erklärte Georges Kern.

Im Gegensatz zu IWC-Uhren kenne in der Öffentlichkeit niemand die Phonak-Hörgeräte. «Hier handelt es sich nicht um ein erwünschtes Luxusprodukt», meinte Andy Rihs. «Uns kannte niemand, bevor wir in die Werbung mit Radprofis einstiegen.» Auch der Doping-Skandal habe der Marke nicht geschadet. Der Google-Chef Schweiz wurde auf seine Konkurrenz mit den Verlegern angesprochen. Schönenberger meinte lakonisch, man sei am Verhandeln über mögliche Kooperationen. Die Zukunft sehen die Wirtschaftskapitäne weiterhin rosig, jedoch mit einigen Regenwolken am Himmel.

Zu Beginn sprach der Axel-Springer-Schweiz-Chef Ralph Büchi zur versammelten Gästeschar über das «Geburtstagskind `Bilanz`», das Springer erst vor einem Jahr übernehmen konnte. Man wolle das Wirtschaftsmagazin als Premium-Produkt weiterführen und «keine sechste Gratiszeitung» daraus machen. Die vierzehntägliche Erscheinungsweise werde ebenfalls beibehalten, sie sei ein Erfolg, versicherte Büchi in seiner Kurzlaudatio.