Die neue TV-Direktorin Ingrid Deltenre macht eine Kehrtwendung: Obwohl sie in der Vergangenheit in verschiedenen Interviews landauf, landab immer wieder versichert hatte, dass es bei SF DRS keine Schmuddel-Reality-Sendungen à la «Big Brother» geben würde, sondern nur Doku-Soaps wie «Eiger live», gab Deltenre in einem Interview mit «TR 7» letzte Woche überraschend zu Protokoll, «dass `The Apprentice - Der Lehrling` bestens ins Programm des Schweizer Fernsehens passen würde.» Und sie sich «genau solche Sendungen auch auf SF DRS vorstellen könne.»
Und dabei ist «The Apprentice» - von Tycoon Donald Trump ins Leben gerufen -, laut «Tele» nichts anderes als eine Art «MusicStar» für Möchtegernmanager. Die 16 Kandidaten, die aus 215 000 Bewerbern ausgesucht wurden, mussten sich 13 Wochen lang im Grossstadtdschungel von New York bewähren: So mussten sie mit 250 Dollar Taschengeld einen eigenen Soft-Drink-Stand aufbauen oder leerstehende Liegenschaften vermieten. Am Ende jedes Abenteuers entscheidet Trump, mit seinem bereits legendären Satz «Your are fired - Du bist gefeuert», wer gehen muss. Die Bewerber müssen, nach Geschlecht getrennt und wie bei Big Brother Tag und Nacht von Kameras überwacht, in Donalds Appartments zusammenwohnen. Wer am Ende diese und andere Hürden unbeschadet überwindet und auch in Trumps Gunst ganz oben steht, winkt ein Manager-Job mit einem Jahresgehalt von 250 000 Dollar.
Die Show erzielt in den USA Traumquoten. Ob sie sich tatsächlich für das Schweizer Fernsehen und das Schweizer Publikum eignet, ist mehr als fraglich. Denn statt Trump stehen hier Patriarchen wie Nicolas Hayek oder der alternde Playboy Hausi Leutenegger zur Diskussion. RTL hat sich die Senderechte für «The Apprentice» für Deutschland bereits gesichert. Es war auch RTL, dass mit «Fear Factor - Hilfe, ich bin ein Star, holt mich hier raus» die Latte des schlechten Geschmacks in der Vergangenheit erfolgreich unterwandert hat. Mit «The Apprentice» hält nun auch der Voyeurismus in Leutschenbach Einzug.
Sonntag
04.07.2004