Tom Wolfe hätte seine helle Freude an dem Stelldichein der Literaten in der ehrwürdigen Ambassadorenstadt, denn die Solothurner Literaturtage haben rein gar nichts zu tun mit einem Jahrmarkt der Eitelkeiten, wie er etwa in Klagenfurt oder anderswo gepflegt wird wohl weil es keine Preise, dafür viele Lesefrüchte zu ernten gibt. Passend zur Metapher haben am Freitag die Lesungen mit Gertrud Leutenegger begonnen, die aus ihrem Roman «Pomona» vortrug. Bis am Sonntag sind 60 Autoren und Autorinnen im Programm, erwartet werden etwa 8000 Besucher.
Bereits am Eröffnungsmorgen hatten die Auftretenden volle Säle, was auf einen Besucherrekord hindeutet. Neu ins Programm aufgenommen wurde unter anderen Lokalmatador Peter Bichsel, der in der Open-Air-Reihe «querbeet» am Samstag, 11 Uhr, auf dem Friedhofplatz liest. Solothurn ist aber längst nicht mehr nur die viel gerühmte Werkschau helvetischer Literaten (schön nach Sprachgebieten austariert eingeladen), sondern auch eine Begegnung mit Schwergewichten im Literaturboxkampf um Leserinnen und Leser: Aus Deutschland kommt Hans Magnus Enzensberger (Sonntag, 15.30), aus Frankreich der Filmemacher und «Nouveau Roman»-Pionier Alain Robbe-Grillet (Samstag, 20.30) und aus Österreich der preisgekrönte Krimiautor Wolf Haas (Samstag 20.30) ins Landhaus.
Freitag
21.05.2004