Die Organisation Reporter ohne Grenzen (RoG) appelliert an die afghanischen Behörden, die Sicherheit von Journalistinnen im Land entscheidend zu verbessern. Seit Jahresbeginn wurden in Afghanistan mehrere im Medienbereich tätige Frauen bedroht, angegriffen und verletzt. «Wir sind sehr besorgt über die steigende Zahl von Angriffen und Drohungen gegen Journalistinnen», schreibt RoG am Donnerstag. «Es muss dringend etwas unternommen werden, um diese Gewalt zu stoppen. Die afghanische Regierung muss die bisherigen Fälle eingehend untersuchen und sicherstellen, dass die Täter nicht ungestraft davonkommen. Einige der Opfer haben wegen der ständigen Bedrohung bereits ihren Beruf aufgegeben.»
Beispielsweise wurde am 15. Mai die Nachrichtenmoderatorin Niloufar Habibi (22) vom öffentlich-rechtlichen Sender «Herat TV», in ihrem Wohnhaus in Herat mit mehreren Messerstichen verletzt. Zwei Wochen zuvor hatten Unbekannte alle Angestellten der öffentlich-rechtlichen Radio- und Fernsehsender des Landes bedroht. Wenige Tage später kündigten drei Mitarbeiterinnen aus Angst um ihre Sicherheit, rund zehn weitere Frauen und Männer folgten. Niloufar Habibi entschied sich, trotz zahlreicher Drohungen ihre Arbeit fortzusetzen.
Mehrere Journalistinnen mussten ihre Stadt verlassen. Zu ihnen zählt Khadijeh Ahadi, stellvertretende Chefredaktorin von «Radio Faryad» und Moderatorin einer beliebten Sendung, in der Zuhörer sich mit ihren Alltagsproblemen an Politiker wenden können. Nachdem sie mehrere Drohanrufe erhalten hatte, wurde ihr Haus am 6. und 11. April mit Handgranaten beworfen. Ahadi blieb unverletzt, das Haus wurde stark beschädigt.
Bereits im Februar wurden Journalistinnen in Mazar-i-Sharif von Personen bedroht, die sich als Vertreter der Taliban ausgaben. Sie sagten zu einer der Frauen: «Pass auf! Wenn du dich weiter im Fernsehen zeigst, könnten deine Schwester, deine Mutter und weitere Angehörige deiner Familie entführt werden.» Der verlangte Polizeischutz wurde ihr nicht gewährt.
Donnerstag
22.05.2008