Die reformierte Kirche St. Jakob beim Zürcher Stauffacher war am Mittwochnachmittag bis auf den letzten Platz gefüllt: Familie, Freunde, Weggefährten, Nachbarn und Bekannte wollten dem kürzlich, überraschend verstorbenen freischaffenden Gerichtsberichterstatter Attila Szenogrady (50) die letzte Ehre erweisen.
Der Mann mit Hut hatte in den Sommerferien in seiner geliebten Heimat Ungarn einen Hirnschlag erlitten und starb Anfang September nach der Rückführung nach Zürich, wo er mit seiner Familie lebte.
Frau Pfarrer Ulrike Müller liess in der Abdankung für Attila Szenogrady den feinfühligen, witzigen, einzigarten und menschenfreundlichen Zürcher nochmals aufleben. Sie konnte dabei auf viele lustige Erinnerungen von Familie, Schulfreunden und Berufskollegen zurückgreifen.
Attila Szenogrady war mit Leib und Seele Journalist. Er liebte seinen Beruf als Gerichtsberichterstatter und hetzte von Verhandlung zu Verhandlung. Manchmal verfasste er mehrere Artikel pro Tag für die 13 Zeitungen, die er über 20 Jahre regelmässig mit Stoff belieferte. Für den leitenden Staatsanwalt, Dr. iur. Daniel Kloiber war Szenogrady «einer der grössten Doyens seines Berufsstandes. Er war sehr korrekt und zwar allen gegenüber. Er war ein Menschenfreund. Ich habe ihn sehr geschätzt.»
Auch Marcel Gyr, Leiter Reportage bei der NZZ und ein langjähriger Berufskollege von Szenogrady, erinnert sich gerne an ihn. «Attila zeigte über all die Jahre kaum Ermüdungserscheinungen. Meistens war er guter Laune, die Gerichtsberichterstattung war eindeutig seine Berufung, in der er aufging», so Gyr. «Dank seines Spürsinns entdeckte Attila immer wieder Trouvaillen, auf die sonst niemand stiess, worauf er zurecht stolz war», so der Journalist weiter. «Attila hinterlässt im Zürcher Lokaljournalismus eine grosse Lücke - menschlich sowieso, aber auch fachlich. Ob jemand in Sachen Gerichtsberichterstattung in seine Fussstapfen tritt, ist völlig offen - vollwertig ersetzen wird ihn sowieso niemand können.»
Auch sein erster Chef, Alfred «Fredi» Borter, Ex-Chefredaktor des «Limmattaler Tagblatts» hatte nur lobende Worte für den Verstorbenen. «Er war ein sehr angenehmer Mensch. Er war seriös, zuverlässig und zurückhaltend. Das habe ich an ihm geschätzt», so Borter am Rande der Abdankung zum Klein Report.
Nach der Abdankung zog die Trauergemeinde auf Einladung der Familie ins nahe Volkshaus, wo sich die anfangs gedrückte Stimmung doch merklich entspannte. Bei Wein, Fleisch, Käse und Brot schwelgten die langjährige Freunde und Weggefährten in Erinnerungen. Darunter waren natürlich auch sehr viele Journalisten und so hatte das Ganze etwas von einer Klassenzusammenkunft, bei der auch gelacht und geschmunzelt wurde.
Im Mittelpunkt auch da - als würde er von irgendwoher zuschauen, Attila Szenogrady, mit dem man so wunderbar über Gott und die Welt reden konnte, den letzten Klatsch austauschen oder einfach nur über den FC Zürich ablästern konnte. Der Mann mit Hut fehlt schon jetzt.
Auch Alex Baur, Weltwoche-Journalist und ein langjähriger Freund Attilas: «Der plötzliche Tod von Attila war ein schwerer Schlag. Er war für mich nicht nur ein sehr geschätzter Kollege, sondern, seit wir uns vor fast 3 Jahrzehnten beim Limmattaler kennen gelernt, hatten ein treuer Freund», so Baur zum Klein Report.
«Das Verrückte an Attila war ja eigentlich, dass man ihn permanent unterschätzte - obwohl seine Leidenschaft den Boulevard-Stories galt, war er privat ein wirklich beschlagener Historiker. Man könnte auch sagen: Understatement war sein Markenzeichen. Die meisten Leser wussten wohl gar nicht, wer hinter den verrückten Geschichten steckte, welche die Runde durch den Blätterwald machten.»
Und so hinterlässt Attila Szenogrady nicht nur bei seiner Familie - seiner Frau Anita, den Kindern Geza und Ica eine grosse Lücke. Sondern auch bei seinen Freunden und Kollegen.
Das letzte Wort gebührt an dieser Stelle aber seiner Frau Anita: «Atilla hätte sich sehr gefreut. Darüber, dass so viele Freunde gekommen sind. Aber auch darüber, dass Freunde und Weggefährten ihn bei einem guten Glas Wein haben hochleben lassen. Das hätte Attila bestimmt gefallen!»