Auf einem Umweg will der deutsche Medienkonzern Bertelsmann beim französischen Bezahlsenders Canal+ als Partner einsteigen: Nach der in Paris bekannt gegebenen Neuordnung des Pay-TV-Marktes in Frankreich, soll der Bertelsmann-Sender M6 5,1 Prozent an der neuen Gruppe Canal+ France halten. Mehrheitsanteile und Führung der Gruppe bleiben in den Händen das Mischkonzerns Vivendi Universal, zweitgrösster Aktionär wird die Medien- und Rüstungsgruppe Lagardère mit 20 Prozent. Dem Vorhaben müssen noch Wettbewerbsbehörden und Medienaufsicht sowie Belegschaften und Betriebsräte der beteiligten Firmen zustimmen; stehen soll die neue Gruppe bis Ende September.
Die mit 7,5 Milliarden Euro bewertete Gruppe Canal+ France soll aus der Fusion der Satelliten-TV-Anbieter CanalSat und TPS entstehen. Die Existenz von zwei konkurrierenden Satelliten-Fernseh-Angeboten in Frankreich ist europaweit einmalig. M6 hält 34 Prozent an TPS und drängt seit langem auf eine Fusion; TPS-Mehrheitseigner TF1, der meistgesehene französische Privatsender, lehnte dies jedoch ab. Angesichts wachsender Konkurrenz durch Breitband-Internet und digitales Antennenfernsehen gaben CanalSat und TPS im Dezember ihre Fusionspläne bekannt. An der neuen Gruppe soll Vivendi nun 65 Prozent halten, Lagardère 20 Prozent, TF1 9,9 Prozent und M6 5,1 Prozent.
Die Lagardère-Gruppe ist unter anderem Grossaktionär beim europäischen Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS, aber auch auf dem französischen Zeitungs- und Zeitschriftenmarkt tätig - unter anderem mit einer Beteiligung am Pariser Prestigeblatt «Le Monde». Den Anteil an Canal+ France erkauft sich Lagardère neben bisherigen CanalSat-Anteilen mit 525 Millionen Euro. Zudem erhält Lagardère eine Option auf weitere 14 Prozent, die drei Jahre nach Bildung der neuen Gruppe ausgeübt werden kann. Dafür wird das Unternehmen dann mindestens 1,05 Milliarden Euro hinblättern müssen. - Mehr dazu: Lagardère will Time Warner Book Group kaufen, Redaktoren für Lagardère-Eintsieg bei «Le Monde» und Rüstungskonzern Lagardère vor Einstieg bei «Le Monde»
Freitag
17.02.2006