Der Milliardenpoker um den Börsengang des grössten europäischen Medienkonzerns Bertelsmann geht am Montag in eine neue Runde. Eine Vorentscheidung für die Zukunft des Konzerns wird von der Generalversammlung der Bertelsmann erwartet. Der Minderheitsaktionär, die belgische Groupe Bruxelles Lambert (GBL), will sein Recht wahrnehmen und sein Aktienpaket von 25,1% der Firmenanteile an der Börse platzieren. Die Familie von Firmenpatriarch Reinhard Mohn, die 74,9% der Anteile kontrolliert, will den für 2007 anvisierten Börsengang verhindern.
GBL-Eigner Albert Frère hatte die Bertelsmann-Aktien 2001 im Tausch gegen Anteile an der grössten privaten Fernsehsender-Gruppe Europas, der heutigen RTL Group (Luxemburg), erworben. Fünf Jahre lang wurde er mit einer Garantiedividende von jährlich 120 Mio. Euro abgegolten. Vertraglich hat er nach Abschluss der Generalversammlung an diesem Montag das Recht, einen Börsengang zu verlangen. Die Familie Mohn hat ihrerseits das Recht, mit einem Rückkaufangebot zu reagieren.
Die Frage, wie hoch ein solches Angebot sein müsse, entzweit beide Seiten bisher. Während GBL von einem Preis nahe 5 Mrd. Euro ausgeht, taxiert Bertelsmann den Wert des 25-Prozent-Pakets zwischen 3 und 4 Mrd. Euro. Bertelsmann hatte im vergangenen Jahr mit einem Umsatz von fast 18 Mrd. Euro und einem operativen Gewinn von 1,6 Mrd. Euro glänzende Zahlen vorgelegt. Siehe auch: Bertelsmann-Familie Mohn will Börsengang verhindern
Sonntag
21.05.2006