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Freitag
19.05.2006

Die heutige Mehrheits-Eigentümerfamilie Mohn des deutschen Bertelsmann-Verlags will die vollständige Kontrolle über den Konzern zurückerlangen. Die «Financial Times Deutschland» berichtete am Freitag, dass sich die Familie Mohn überlegt, einen Milliardenrückkauf jener Anteile zu tätigen, die sich derzeit in Händen des belgischen Aktionärs Albert Frère und seiner Groupe Bruxelles Lambert (GBL) befinden. Mit dem Angebot an den Minderheitsaktionär soll ein bevorstehender Börsengang verhindert werden.

«Die GBL hat das Recht, ab Dienstag ein Listing zu verlangen», zitiert der Branchendienst Pressetext Andreas Grafemeyer, Pressesprecher von Bertelsmann. Laut FTD will die Eignerfamilie der GBL zwischen 3,5 und 4 Mrd. Euro für den Rückkauf der Anteile bieten. Mindestens eine Investmentbank arbeite daran, einen Kredit zu organisieren. Ob und wann die Investorengruppe tatsächlich das Listing einfordern wird, sei unklar. «Bertelsmann wäre jedenfalls auf einen Börsengang vorbereitet», sagt Grafemeyer.

Die Familie Mohn ist laut diesen Berichten sicher, dass Bertelsmann die Schulden schnell wieder abbauen könnte. Dazu erwägt der Medienkonzern auch den Verkauf einzelner Sparten, wie zum Beispiel des Musikverlages Sony BMG. Die Mehrheitseigner lehnen einen Börsengang von Bertelsmann vor allem deswegen ab, da die Bewertungsmassstäbe des Kapitalmarktes mit den Leitwerten des Konzerns, die eine gesellschaftspolitische Verantwortung festschreiben, nicht vereinbar seien.