In der Zürcher Kanzleiturnhalle kamen am Mittwochabend über 60 Interessierte zur Buchvernissage von «Bertelsmann eine deutsche Geschichte» von Autor Gian Trepp zusammen. Der Basler Medienjournalist Christian Mensch (früher «Weltwoche», heute «Basler Zeitung») befragte den studierten Volkswirtschafter und Zürcher Journalisten Trepp, der bereits mit kritischen Buchpublikationen zu Banken (UBS, BIZ) und Unternehmen bekannt geworden ist. Es habe lange, vermutlich zehn Jahre gedauert, bis nun das Buch vorliege, erklärte Christian Mensch und hakte beim Autor nach. Dieser antwortete: Er habe auch viel Zeit gebraucht bis sich die richtige Fragestellung herausgeschält habe.
Christian Mensch als Moderator kommentierte Trepps Arbeit: Er zeichne eine etwas positive Persönlichkeit von Reinhard Mohn, der immerhin für eine Geschichtslegende der besonderen Art verantwortlich ist. Er hatte die nationalsozialistische Vergangenheit des Bertelsmann-Konzerns verheimlicht und falsche Aussagen gemacht, um von der britischen Besatzungsbehörde nach 1945 eine Lizenz für die Herausgabe der Zeitschriften bekommen. Gian Trepp meinte dazu, das könne man ihm vielleicht unterstellen; interessant sei jedoch die «korporatistische Haltung» des Firmenpatriarchen Mohn, der im Gegensatz zu den neoliberalen Wirtschaftspropheten auch Arbeitnehmer-Interessen in sein Unternehmensmodell einbeziehe.
Letztere Philosphie Mohns sei offenbar auch der Grund gewesen, warum viele der Vorstandsvorsitzenden des Bertelsmann-Konzerns den Hut nehmen mussten, z.B. Thomas Middelhoff oder Gerd Schulte-Hillen usw. Diese hätten nach Meinung von Trepp zu sehr die Idee vom Shareholder-Value vertreten. Inzwischen hat Reinhard Mohn seine zweite Frau Liz als Obermanagerin eingesetzt. Unter dem illustren Kreis-4-Publikum dabei waren die Schriftstellerin Isolde Schaad und einige ergraute, frühere Linksaktivisten sowie Verleger und Buchhändler. - Siehe auch: Gian Trepp: «Bertelsmann. Eine deutsche Geschichte»
Donnerstag
30.08.2007