Nach dem Motto «Was lange währt, wird endlich gut» hat die Rekurskommission für Wettbewerbsfragen ein Veto der Wettbewerbskommission (Weko) aufgehoben und der «Berner Zeitung BZ» erlaubt, sich mit 17,5 Prozent an der Pendlerzeitung «20 Minuten» zu beteiligen. Dies teilte die Espace Media Groupe am Freitag mit. Damit ist ein über dreijähriges Seilziehen entschieden, falls nicht noch die Weko das Thema an das Bundesgericht weiterzieht. «Ich rechne aber nicht damit, da der über 100 Seiten dicke Entscheid derart eindeutig ist, dass die Sache klar sein sollte», sagte der Espace-Media-Konzernleiter und VR-Delegierte Albert P. Stäheli am Freitag zum Klein Report. Mit dem Entscheid geht es der Espace Media Group vor allem darum, an «20 Minuten» verlorene Werbegelder wenigstens teilweise wieder zurück zu erhalten. Zudem sei geplant, «in absehbarer Zeit» einen Teil der «20-Minuten»-Auflage im neuen Druckzentrum der Espace Media herzustellen.
Im März 2003 hatte die zur Espace Media Groupe gehörende «Berner Zeitung AG» beschlossen, sich an der «Express Zeitung AG» zu beteiligen, die die Gratiszeitung herausgibt. Gleichzeitig beteiligte sich die Zürcher Tamedia am Tabloidblatt, das im Dezember 1999 erstmals erschienen war. Während die Weko den Einstieg der Tamedia bewilligte, lehnte sie das Gesuch der Berner ab. Die Rekurskommission hat jetzt anders entschieden und dies damit begründet, dass von anderen Mediengattungen und Werbeträgern sowie von weiteren Mitbewerbern genügend Wirkung für einen funktionierenden Wettbewerb ausgehe. Allerdings macht die Rekurskommission der Espace Media Groupe die Auflage, sich inskünftig nicht um die Konzession für den «Anzeiger Region Bern» zu bewerben.
Espace-Media-Konzernleiter und VR-Delegierter Albert P. Stäheli ist über den Entscheid erleichtert: «Obwohl wir das Marktpotenzial einer Pendlerzeitung frühzeitig richtig eingeschätzt haben, mussten wir wegen dem Nein der Weko drei Jahre lang praktisch untätig zusehen, wie `20 Minuten` den Markt aufmischte. Die jüngste Marktentwicklung hat nun bestätigt, was wir gegenüber der Wettbewerbskommission vor drei Jahren vergeblich geltend gemacht hatten, nämlich den absehbaren Marktentritt weiterer Gratiszeitungen. Wir sind froh, mit dem jetzt endlich erlaubten Engagement unsere Position im Werbemarkt und im Zeitungsdruck zukunftsgerichtet weiterentwickeln zu können.» - Mehr dazu: Espace Media Groupe mit praktisch unverändertem Umsatz, Espace Media Groupe hat neues Druckzentrum eröffnet und Weko untersagt Berner Zeitung AG Einstieg bei 20 Minuten, genehmigt aber Zusammenschluss Espace-Bund
Freitag
05.05.2006