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Sonntag
13.11.2005

Am Berner Medientag wurde an einer Podiumsdiskussion über Ethik im Redaktionsalltag auch über die aktuelle Situation bei den Berner Tageszeitungen «Der Bund» und «Berner Zeitung» gesprochen. Beide Zeitungen sind von Personalabbau betroffen. Der in einer erneuten Sparrunde stehende «Bund»-Chefredaktor Hanspeter Spörri sass im Publikum und wurde direkt angesprochen. «Wir müssen auf ein paar Dinge verzichten, aber trotzdem lesenswert bleiben», schilderte er sein Dilemma.

Es sei ein Privileg, zwei Zeitungen zu haben. Aber durch die bereits getroffenen Sparmassnahmen seien beide «an der Grenze oder darüber hinaus». Sehr besorgt äusserten sich betroffene Journalisten. Sie haben das Gefühl, der steigende Produktivitätsdruck lasse nicht mehr genügend Zeit für gründliche Vorbereitung und Recherche sowie für eine überlegte Verarbeitung des Stoffes. Selbst die Arbeit des Berner Stadtparlaments werde nur noch mangelhaft abgedeckt.

Eine grosse Mehrheit des Publikums stimmte für eine Resolution, in der das Verlagshaus Espace Media Groupe aufgefordert wird, «dem Inseraterückgang nicht allein mit hektischen Sparmassnahmen in der Redaktion zu begegnen, sondern publizistische Konzepte zu entwickeln, damit in Bern zwei unabhängige Presseorgane ihre wichtige Aufgabe in Gesellschaft und Politik wahrnehmen können».