Die Stadt Bern hat am Donnerstag neue sogenannte «Sondernutzungskonzessionen» für die Verteilung von Gratiszeitungen publiziert. Laut diesen Bestimmungen können die betreffenden Verlage bis zu 80 Verteilboxen auf dem öffentlichen Grund aufstellen und müssen dafür 500 Franken je Box und Jahr bezahlen. «Wir mussten eingreifen, weil die zunehmende Zahl von Gratiszeitungen zu einem Abfallproblem geführt hatte und wir im teilweise engen Strassenraum Platzprobleme erhielten», begründete die zuständige Gemeinderätin Regula Rytz den Erlass der Vorschriften.
An ähnlichen Richtlinien arbeitet zurzeit auch der Kanton Baselstadt, wie Marc Keller vom Baudepartement bekannt gab. Allerdings haben diese nach seinen Worten den Stellenwert eines «einvernehmlichen Agreements». Insbesondere hat Basel bereits erste Prototypen von gemeinsamen Boxen (sogenannte Racks) aufgestellt, wie sie auch in Bern zum Einsatz kommen. «Es geht uns um einen Schritt zur Pflege des Erscheinungsbilds der Stadt und gegen einen gewissen Wildwuchs», sagte Keller.
Beide Städte stützen sich mit ihren Bestrebungen auf Erfahrungen, wie sie die Stadt Zürich seit bald zehn Jahren gemacht hat. «Wir haben keinen Wildwuchs und keine Probleme», sagte Andreas Uhl von den städtischen Verkehrsbetrieben (VBZ) zum aktuellen Stand der Dinge. Soeben sei der Vertrag mit «20 Minuten» zur Abgabe der Zeitung in den Trams verlängert und auf Gelenk-Trolleybusse ausgedehnt worden. Bei dieser Gelegenheit kündete er eine Erhöhung der Gebühren für die Benützung des öffentlichen Grunds an.
Was eine derartige Gebührenerhöhung für die betroffenen Verlage bedeuten kann, machen einige Minuten Kopfrechnen deutlich: «20 Minuten» (Tamedia) hat etwa 3800 Boxenstandorte in der West- und Deutschschweiz, «News» (Tamedia und Basler Zeitung Medien) weitere 3000 Standorte. «Blick am Abend» kommt auf 800 Standorte und «.ch» gibt eine Zahl von 2000 an. Auch wenn viele dieser Plätze auf SBB-Arealen sind, sind sie auch dort nicht gratis. Die Zahl von 500 Franken dürfte gesamthaft als Durchschnittswert nicht ganz falsch sein. «Wir bezahlen für das Aufstellen der Boxen sowie die Reinigung jedes Jahr erhebliche Beträge in Millionenhöhe», sagte Tamedia-Sprecher Christoph Zimmer zu diesem Thema gegenüber dem Klein Report.
Donnerstag
29.01.2009