Das 125-Jahre-Jubiläum des Telefonbuchs wurde am Donnerstagabend in feierlichem Rahmen im Museum für Kommunik,ation in Bern begangen. In seiner Ansprache erinnerte Moritz Leuenberger, Vorsteher des eidg. Departements für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (Uvek) und sozusagen oberster Hüter des Verzeichnisses, an die zahlreichen parlamentarischen Vorstösse bezüglich des Werks. So hatte etwa ein Tessiner Abgeordneter verlangt, der Bundesrat solle dafür sorgen, dass auch über 20-Jährige das Buch lesen könnten. Die enorme Popularität des Telefonbuchs mache das Uvek zum Gegenstand von Übernahmegelüsten, wie sie gerade jetzt wieder aufträten.
Diese Versuche seien zwar als «unfriendly» - da «hintenherum» - zu bezeichnen, in der Politik aber normal, wenigstens seit zwei Jahren, sagte Leuenberger laut Redetext. Indessen sei das Telefonbuch ein Werk, das allen Respekt verdiene. Der Samichlaus habe dem Knaben Leuenberger seine Sünden aus einem Buch vorgelesen, einer «Art Bibel». Beim Heben des Samichlausen-Bartes habe sich der «eindrückliche Schinken» dann aber als Telefonbuch entpuppt. Bei Leuenberger sei dabei der Respekt für den Rotgewandeten geschwunden - und damit auch der Glaube an den Osterhasen.
In der Tat verkörpere das Telefonbuch alle Elemente der Aufklärung. Es stehe für das Menschenrecht auf Bildung und Information, verkörpere Kontinuität im Wandel und stehe für das gebildete Bürgertum, denn niemand könne sich seiner ohne Kenntnis des Alphabets bedienen. Das Telefonbuch sei die Ratio, denn es beinhalte nichts als Fakten. Gleichheit und Gerechtigkeit seien ebenso enthalten wie die Brüderlichkeit. Das Buch garantiere, dass alle erreichbar seien. «Dieses Buch gibt es heute, morgen und immerdar», schloss Leuenberger seine Eloge. An der Feier in Bern nahmen neben Leuenberger Swisscom-CEO Jens Alder und der Stadtpräsident von Bern, Alexander Tschäppät, teil, und der Telefonbuch-Song von Chris von Rohr wurde uraufgeführt.
Heute druckt Swisscom Directories, seit 1999 der Verleger der aktuell 25 Telefonbuchbände für die ganze Schweiz, jährlich eine Auflage von rund 5 Millionen Büchern. Trotz elektronischer Konkurrenz (Internet und CD-ROM) hat sich das Telefonbuch über all die Jahre behauptet. Eine Marktstudie von Directories zeigt, dass 70% der Schweizer Bevölkerung das Telefonbuch regelmässig nutzen. Siehe auch: 125 Jahre Telefonbuch: täglich 15 000 Mutationen
Donnerstag
10.11.2005