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Mittwoch
15.03.2006

Das erste TV-Duell zwischen Italiens Ministerpräsident Silvio Berlusconi und seinem Herausforderer Romano Prodi hat laut Beobachtern der Oppositionsführer gewonnen. Das TV-Duell war frei von Eklats und Höhepunkten. Weil Italien ein ausgesprochenes TV-Land ist, hat der Ausgang der beiden Fernsehduelle einen hohen Stellenwert für das Wahlergebnis. Die 90-minütige Debatte am Dienstagabend im öffentlichen Sender RAI zeigte einen eher steifen Ministerpräsidenten, der ein Papier mit geometrischen Figuren bekritzelte, während sein Gegner im Laufe der Zeit zunehmend lockerer wurde und mit einigen gezielten Spitzen gegen Berlusconis Mitte-rechts-Koalition punktete. Anderseits ist laut der deutschen «Financial Times» aus dem Duell «keiner der Kandidaten als klarer Sieger hervorgegangen».

Als sich Berlusconi über das Erbe der linksgerichteten Vorgängerregierung bei seinem Amtantritt 2001 beklagte, erwiderte Prodi trocken: «Nach fünf Jahren in der Regierung sprechen Sie wie ein Oppositonspolitiker. Was haben Sie in den fünf Jahren getan? Nur Dinge, die in Ihrem eigenen Interesse waren?» Und als ihn der Regierungschef als «Fassade für eine zersplitterte Koalition» bezeichnete, beschied ihm der frühere EU-Kommissionspräsident knapp: «Wir brauchen einen neuen Aufbruch in diesem Land. Wir können es schaffen, wenn wir wieder Gemeinsinn und Solidarität entwickeln.»

«Prodi greift an, Berlusconi muss sich verteidigen», titelte die Zeitung «Il Messaggero» am Mittwoch. Die Zeitung «La Repubblica» meinte kurz und bündig: «Prodi gewinnt das TV-Duell». Gleichzeitig waren sich Kommentatoren einig, dass die strengen Regeln mit genau festgelegten Redezeiten zu wenig Spielraum für eine interessante Debatte liess: «Ich habe mich tödlich gelangweilt», sagte der bekannte Journalist Vittorio Feltri. Ein zweites TV-Duell ist für den 3. April geplant. - Mehr dazu: Zwei TV-Duelle zwischen Berlusconi und Prodi vereinbart