Für zwei Euro können viele Italiener ab September Heimspiele von Juventus Turin, Inter Mailand und der AC Milan im Fernsehen sehen. Das Angebot stammt ausgerechnet von Mediaset, dem Konzern von Ministerpräsident Silvio Berlusconi. Mediaset hat sich vergangene Woche die Rechte an den Heimspielen der Fussballklubs gesichert. Damit will Berlusconi ins Pay-TV einsteigen und macht damit Rupert Murdoch und dessen Pay-TV-Sender Sky Konkurrenz, berichtete die deutsche Ausgabe der «Financial Times» am Montag.
Der Schritt Berlusconis ist überdies auch deshalb pikant, weil er zeigt, wie wenig den Ministerpräsidenten Vorwürfe kümmern, er trenne nicht zwischen seiner politischen Rolle und seiner Macht als Medienunternehmer. Er hatte zuvor ein Gesetz verabschieden lassen, das ihm bei seinem Vorhaben in die Hände spielt. Dank des neuen Mediengesetzes konnte sich Berlusconi die Übertragungsrechte im neuen digitalen Antennenfernsehen DVB-T sichern. Praktischerweise kommt Berlusconi dabei ein weiteres Gesetz zugute, das seine Regierung durchgesetzt hat: Die Einführung von DVB-T wird demnach mit 135 Mio. Euro staatlich subventioniert. Wer sich ein Empfangsgerät für das neue Digitalfernsehen kauft, bekommt das vom Staat mit 150 Euro subventioniert. Die Vorteile des neuen Angebots: Bei Murdochs Sendern müssen die Kunden zwischen 47 Euro und 55 Euro monatlich bezahlen, egal, was sie sehen (konkret sind es zumeist Fussballspiele). Bei Berlusconi müssen potenzielle Kunden nur dann zwei Euro bezahlen, wenn sie wirklich ein Spiel sehen wollen.
Wieder einmal leer ausgegangen ist das staatliche RAI-Fernsehen, das bei Fussball-Übertragungen auch künftig nicht mitmischen wird. Die linke Regierungsopposition spricht von einer «kalten Dusche für alle Hoffnungen auf Pluralismus». Ein Abgeordneter warf der RAI bei den Verhandlungen «eine viel zu abwartende, ja fast bewegungslose Taktik» vor. Die RAI leidet ohnehin unter dem Zugriff der Regierung. Zuletzt musste sie auf Druck der Regierung in Rom sogar aus dem Eurovisions-Verbund EBU ausscheren, als der Verbund gemeinsam die Rechte für die Tour de France und die Olympischen Spiele 2010 und 2012 kaufte.
Montag
05.07.2004