Die aussichtsreichsten Interessenten für den Berliner Verlag, Herausgeber der «Berliner Zeitung», wollen den Verlag als Basis für weitere Käufe in der deutschen Zeitungsbranche nutzen und ihn nicht zerschlagen. «Es wäre absolut unsinnig, das Unternehmen zu zerlegen oder einzelne Teile zu verkaufen», sagte der Deutschland-Chef der Investmentfirma Veronis, Suhler, Stevenson (VSS), Johannes von Bismarck, der «Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung». «Der Berliner Verlag wäre unsere Plattform, mit ihm wollen wir (...) unser Engagement auf weitere Zeitungsverlage in Deutschland ausdehnen.» Dies könne sich über fünf bis zehn Jahre hinziehen. Die neuen Investoren hätten einen «grosszügigen Betrag» für Investitionen bereitgestellt.
VSS gehört neben dem britischen Verleger David Montgomery und der Investmentgesellschaft 3i zu einem Konsortium, mit dem die Stuttgarter Verlagsgruppe von Holtzbrinck über den Verkauf des Verlags verhandelt. Weil Holtzbrinck in Berlin bereits den «Tagesspiegel» besitzt, hatte das Kartellamt die Übernahme der Konkurrenz-Zeitung untersagt. Deutsche Verlage wollen einen Verkauf der Berliner Zeitung ins Ausland noch verhindern. «Wir sind erstens verwundert und zweitens weiterhin sehr interessiert», sagte der Verleger des «Kölner Stadtanzeigers», Alfred Neven DuMont, dem Nachrichtenmagazin «Der Spiegel» über die Verkaufspläne.
«Der Kaufpreis, wie er jetzt zur Diskussion steht, wäre auch für uns eine realistische Verhandlungsgrundlage», erklärte der Chef des Verlags DuMont Schauberg. In Medienberichten waren Preise von 150 Mio. bis 160 Mio. Euro genannt worden. Das Magazin «Focus» berichtete vorab, Verhandlungsbeteiligte erwarteten nun einen Preis von 180 Mio. Euro, da es mehrere Interessenten für den Verlag gebe. Der «Spiegel» berichtete, auch die «Westdeutsche Allgemeine Zeitung» (WAZ) habe kürzlich «bei vernünftigen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen» noch einmal ihr Interesse am Berliner Verlag signalisiert, der neben der «Berliner Zeitung» das Boulevardblatt «Berliner Kurier» herausgibt. Siehe auch: Angeblich 150 Mio. Euro für Berliner Verlag und Holtzbrinck in Verkaufsgesprächen mit 3i über Berliner Verlag
Sonntag
16.10.2005