Ob der brasilianische Präsident Luiz Inacio Lula da Silva ein Alkoholproblem hat oder nicht ist ungewiss. Sicher ist, dass das Visum des Korrespondenten der «New York Times» nicht verlängert werden soll, weil er mit einem Bericht «Brasilien und dem Präsidenten Schaden zugefügt» habe, wie es Lula-Sprecher André Singer formulierte. «NYT»-Journalist Larry Rohter hatte Lula einen übermässigen Alkoholkonsum attestiert. Dadurch habe der Staatschef mehrere Fehler begangen. Das Justizministerium in Brasilia ordnete daraufhin an, Rohters Visum nicht zu verlängern. Aussenminister Celso Amorim betonte, seine Regierung widersetze sich niemandem, der die brasilianische Politik kritisiere. «Die nationale Ehre in der Person des Staatschefs mit einem vollkommen erfundenen und verleumderischen Thema» zu verletzen, sei jedoch etwas anderes.
Die Journalistenorganisation Reporter ohne Grenzen protestierte in einem Brief an Lula gegen die Entscheidung des Justizministeriums. Eine solche Massnahme sei «eines demokratischen Staates unwürdig» und könne dem Ansehen Brasiliens im Ausland schaden, erklärte die Organisation in Paris. Das Komitee zum Schutz von Journalisten warf Brasiliens Staatschef vor, sich «wie ein König» zu gebärden. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch forderte die Regierung in Brasilia auf, ihre Entscheidung zu revidieren. Und die «New York Times» erklärte, sie werde «angemessene Massnahmen» ergreifen, um die Rechte ihres Korrespondenten zu wahren. Für eine Aberkennung von Rohters Visum gebe es keinen Grund. - Mehr dazu: Brasilien verweigert US-Journalisten Visumsverlängerung
Donnerstag
13.05.2004