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Donnerstag
14.05.2009

Der Entscheid der Tamedia hat zwei Seiten für Roger Blum. Dass der «Bund» weitergeführt wird, sieht Blum positiv: «Publizistisch finde ich es hevorragend, weil dadurch in der Bundeshauptstadt zwei Tageszeitungen erhalten bleiben», sagte der Medienprofessor gegenüber dem Klein Report. «Für die Leserschaft ist das gut, aber auch für die beiden Redaktionen. Es ist sicherlich eine Bereicherung der publizistischen Situation in Bern.»

Auf der anderen Seite hat der Entscheid für Blum eine dramatische Komponente: «Es kommt zu einem massiven Stellenabbau, den ich nicht gut finde. Die Redaktion des `Bundes` wird fast halbiert; beim `Tages-Anzeiger`sind es 50 Vollzeitstellen die wegfallen. Beide Zeitungen wollen Qualitätszeitungen sein, mit Hintergrundberichten, Kommentaren, profunden Analysen - das braucht kompetente Redaktionen, und das ist meiner Meinung nach hier in Frage gestellt», so Blum. «Ich denke, es geht an die Schmerzgrenze, wenn nicht gar darüber hinaus. Eigentlich müssten sich die Unternehmen in der Krise antizyklisch verhalten, aber das macht nicht einmal der Staat.»

Natürlich sehe er ein stückweit die ökonomische Logik, aber bei einem Verlag, der eine Qualitätszeitung herausgebe, werde «eine Art Kunstwerk präsentiert». Mit diesem Stellenabbau gehe das an die Substanz. «Man hat meiner Ansicht nach über das Synergiepozential hinaus abgebaut», sagte der Direktor des Instituts für Kommunikations- und Medienwissenschaft der Uni Bern zum Schluss.