Der Aufsichtsratschef des grössten schwedischen Versicherungskonzerns Skandia, Bengt Braun, hat am Montag in Stockholm seinen sofortigen Rücktritt bekannt gegeben. Braun, der ehemalige Präsident des Weltverbandes der Zeitungsverleger, reagierte damit auf die Veröffentlichung massiver Vorwürfe. Dem ehemaligen USA-Chef des Unternehmens soll Braun eine Zahlung von umgerechnet 120 Mio. Franken genehmigt haben, ohne den Aufsichtsrat zu konsultieren. Die neuste Kritik an der Unternehmensführung ist die Folge einer internen Untersuchung. Der von Skandia beauftragte Anwalt Otto Rydbeck bestätigte am Montag gegenüber den Medien, dass er einen Teil seines Untersuchungs-Materials bereits der Staatsanwaltschaft übergeben habe. Der Konzernführung wird vorgeworfen, Kapital aus der Sparte Lebensversicherung zum Schaden von Sparern in das Mutterunternehmen umgelenkt zu haben. Ausserdem soll Skandia elf Managern Boni in Höhe von drei Mrd. Kronen (515 Mio. Franken) ausbezahlt haben, wie schwedische Zeitungen berichteten.
Im vergangenen Monat hatte Skandia Klage gegen drei Top-Manager eingereicht. Hauptfigur des Skandals ist der Ex-Vorstandschef Lars-Eric Petersson. Er war bereits im April geschasst worden. Petersson und zwei weitere ehemalige Spitzenmanager sollen nun vom Konzern auf Rückerstattung der strittigen Bonuszahlungen in Höhe von 550 Millionen Kronen (61 Millionen Euro) verklagt werden. Weitere Details sollen sich aus dem Bericht des Rechtsanwaltes Rydbeck ergeben. Er enthüllte am Montag unter anderem, dass sich insgesamt 80 Mitglieder der Führungsspitze in den Jahren 1997 bis 2000 gegenseitig Bonusleistungen über zwei Milliarden Kronen (220 Millionen Euro) ausbezahlt haben. Für Januar hat Skandia eine ausserordentliche Hauptversammlung angekündigt. Mehrere Grossaktionäre wollen hier die komplette Auswechslung des Aufsichtsrates verlangen. Der Publizist Arne Ruth, Sprecher von 7000 empörten Policen-Sparern, kündigte zudem umfangreiche Schadenersatzklagen an.
Montag
01.12.2003