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Samstag
16.12.2006

Der belgische Fernsehsender RTBF hat sich dafür entschuldigt, seine Zuschauer verstört zu haben. Der Sender hatte am Mittwoch mit einem Bericht über die angebliche Teilung Belgiens für Aufruhr gesorgt. «Von Beginn der Sendung an hätte eine deutlichere Einblendung den Zuschauer warnen sollen, dass es sich um eine Erfindung handelte», erklärte der Verwaltungsrat des Senders in Brüssel. Dieser Hinweis sei nicht klar genug und zu spät erfolgt, weshalb die Zuschauer der scheinbaren Nachrichtensendung sich «schockiert und missbraucht» gefühlt hätten. Ein eigener Ausschuss solle nun regeln, wann und wie Journalisten sich an solchen Sendungen beteiligen dürften.

Der französischsprachige Sender hatte sein Programm zur Hauptsendezeit unterbrochen, um eine Art Eilmeldung über den angeblichen Zerfall des Landes zu bringen. Darin hiess es, der flämische Landesteil im Norden habe sich einseitig für unabhängig erklärt, und das Königspaar habe das Land in Richtung Kongo verlassen. Die RTBF-Moderatoren schalteten unter anderem Interviews mit «echten» Politikern, die den angeblichen Zerfall begrüssten oder kritisierten. Fernsehbilder zeigten Strassenbahnen, die an den neuen «Grenzen» zwischen beiden Landesteilen gestoppt wurden und Tausende angeblich feiernde Flamen.

Während der fast zweistündigen Sendung riefen über 2600 Zuschauer beim Sender an; die Internetseite von RTBF brach unter dem Ansturm zusammen. Laut RTBF sollte der Bericht die Debatte über Zusammenhalt oder Auseinanderdriften des Landes neu beleben. In Belgien haben sich die Spannungen zwischen dem wirtschaftlich florierenden Flandern und der frankofonen Wallonie in den vergangenen Jahren zunehmend verschärft. Dazu entscheidend beigetragen haben auch die extrem rechten flämischen Nationalisten vom Vlaams Belang. - Siehe auch: Empörung wegen Scherz-Reportage über Spaltung Belgiens