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Mittwoch
05.03.2008

Wenn man den gegenwärtigen und (vielleicht) zukünftigen Akteuren auf dem Schweizer Lokalradiomarkt den Puls nehmen und das Fieber messen würde, wäre wohl bei den meisten ein Zustand nahe am Hyperventilieren zu diagnostizieren. Das zeigte sich am Mittwochmorgen an einer Diskussionsrunde der Interessengemeinschaft elektronische Medien (IGEM), als die fünf Konkurrenten für drei ausgeschriebene Konzessionen für die Region Zürich-Glarus aufeinanderprallten. Die Vertreter der etablierten Sender Radio 24 (Tamedia, Andreas Meili), Energy Zürich (Ringier, Dani Büchi) und Zürisee (Zürichsee Medien), Urs Lorenz) standen den «neuen» Bewerbern Radio 1 (Roger Schawinski) und Radio 105 Züri (Giuseppe Scaglione) gegenüber. Nicht mit von der Partie war Züri Live, das sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht über seine Pläne äussern wollte. Michi Frank, CEO der IP Multimedia (Schweiz) AG, gab den Moderator und führte souverän durch den Anlass, der keine Minute langweilig war.

Weil allen fünf Kontrahenten und auch dem anwesenden Publikum klar war, dass bei dieser Ausgangslage nicht alle als Sieger vom Platz gehen können, plädierte Roger Schawinski für eine vierte «grosse» Konzession für die Kantone Zürich und Glarus (neben den beiden «kleinen» für die Region Zürich). Dagegen wehrte sich niemand, es war aber auch allen klar, dass dies für den Moment ein frommer Wunsch bleiben muss. Die Repräsentanten der drei etablierten Stationen räumten ein, bei der Verweigerung einer Konzession durch das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) würden sie grosse finanzielle Probleme erhalten. Einmal mehr kündete deshalb Tamedia-Vertreter Andreas Meili an, einen allfällig negativen Entscheid juristisch weiterziehen zu wollen, was wiederum Roger Schawinski auf die Palme brachte: «Wir machen Radio mit Herzblut und keine juristischen `Figinen` (juristische Winkelzüge)».

Mit dem Anspruch, das Medium Radio mit seinem neuen Sender neu erfinden und alles anders und besser machen zu wollen, rief Schawinski die anwesenden Werbefachleute dazu auf, eine neue Werbeansprache der Hörerinnen und Hörer zu versuchen. Mit seiner Zielgruppen-Definition (Erwachsene im Alter zwischen 30 und 60 Jahren) müsse auch die Werbung mitziehen. «Über schlechte Inserate in der Zeitung kann ich hinwegblättern, schlechte Radiowerbung muss ich mir anhören», wies er auf den kritischen Punkt hin. Und über die noch junge gemeinsame Vermarktungsorganisation der SRG-Tochter Publisuisse mit den Privatradios des Swiss Radio Pools sagte er: «Wer liefert sich schon seinem grössten Konkurrenten aus? Mediasense muss wieder weg.»