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Sonntag
12.08.2007

Das Filmfestival Locarno ist ein beliebter Treffpunkt für Filmer, Produzenten, Verleiher, Werber, Kinobesitzer, Cineasten und Medienschaffende. Man sieht sich tagsüber flüchtig im Innenhof der Sopra Cenerina oder in einer neuen Presse-Lounge neben dem Kursaal. Nachdem das marode, aber immer noch imposante Grand Hotel geschlossen wurde, fehlt freilich eine Chill-out-Zone, ein Kristallisationspunkt für Nachtschwärmer. So installierte man vom Festival eine so genannte VIP-Lounge beim Castello Visconteo. Das Zelt-Ensemble entpuppte sich aber als Open-Air-Ort mit Schickimicki-Tendenzen (eine Stange Bier kostet 5 Franken) und unbedarftem weiblichem Servicepersonal, das nett anzuschauen, aber alles andere als professionell war. Trotz schöner Lage nur ein Meetingpoint für einheimische Yuppies, Festivaliers traf man kaum an.

Da ist der Berichterstatter froh, wenn sich ein Anlass bietet, wo Filmer, Produzenten, Schauspieler, Verleiher kompakt anzutreffen sind. Nicht zum ersten Mal lud der Filmkonzern Fox-Warner zur Party. Auch dieses Jahr traf man sich nach ihrem Piazza-Streifen - dieses Jahr war es «Haarspray» - am Freitagabend. Das Musical-Gaudi mit einer umwerfenden Stimmungsbombe Nikki Blonski, die auf der Piazza-Bühne gefeiert wurde, und einem unsäglich aufgepumpten John Travolta (Poor John - wie weit bist du gesunken!) zielt auf einfache Gemüter und Showfreaks. Gleichwohl hätte der Fox-Warner-Empfang im Innenhof des Chiostro della Scuola Magistrale (Konvent) die Stimmung nochmals bei Cüpli und Vino heben können. Dies hatte nur einen Haken: Die Presse war unerwünscht. Nur ausgewählte Fotografen wurden eingeladen.

Pressechef Urs Meier wies Rolf Breiner, Filmjournalist des Klein Reports, der ihm persönlich längstens bekannt war, schnöde ab: «Tut mir leid, kein Einlass für Journalisten. Wenn du keine Einladung hast, kann ich dich nicht hereinlassen.» Ende der Diskussion. Ein Indiz mehr für den Filmjournalisten, dass die Pressearbeit von selbstherrlichen Verleihern wie Fox-Warner erschwert wird (Visionierungen knapp vor dem Kinostart, Taschenkontrollen, strikte Einladungsgebote). Die Kritik ist offenbar nur erwünscht, wenn sie dem Verleiher dient. Lieber Hofberichterstattung als Filmkritik? Und wenn jetzt der knallbunten «Hairspray»-Farce ein Härchen gekrümmt würde vom Kritiker? Wird ihm dann demnächst auch der Zugang zur Pressevisionierung verweigert?