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Freitag
15.02.2008

Bei der «Berliner Zeitung» ist ein offener Krach um die Leitung der Redaktion und der Firma ausgebrochen. Die Redaktion hat den Chefredaktor Josef Depenbrock zum Rücktritt aufgefordert, der seit August 2007 auch noch Verlagsgeschäftsführer ist. Gegen diese Doppelfunktion wehren sich die Angestellten und verlangen die Einhaltung eines Statuts, das eine klare Trennung zwischen Redaktion und Anzeigengeschäft stipuliert. «Herr Depenbrock, wir haben das Vertrauen in Sie verloren. Treten Sie zurück!», heisst es in dem Schreiben laut dem Branchendienst Kress.

In die Schusslinie geraten ist bei dem Konflikt auch der britische Finanzinvestor David Montgomery, der die Strategie seines Konzerns Mecom bei dem Blatt überdenken soll, wie die Journalisten verlangen. «Sollte Mecom ausserstande sein, eine langfristige und publizistisch kohärente Geschäftsstrategie vorzulegen, fordern wir im Interesse der Zeitung und ihrer Leser, nach einem neuen, geeigneten Eigentümer für die `Berliner Zeitung` zu suchen», zitiert die «Financial Times Deutschland» am Freitag aus einem offenen Brief an den Unternehmer. Der Berliner Verlag habe sich nicht zu dem Schreiben äussern wollen, und auch in der Londoner Zentrale von Mecom sei keine Stellungnahme erhältlich.

Laut Medienberichten hat Josef Depenbrock am Donnerstag einen weiteren «massiven» Sparkurs angekündigt, um die Umsatzrendite der Zeitung von 18 auf 20 Prozent zu erhöhen. Redaktionelle Arbeit und Anzeigengeschäft sollen enger verzahnt werden. Der rigide Sparkurs habe bereits zum Abgang einer «abnormal hohen Anzahl von qualifizierten Kollegen» geführt, klagt die Redaktion. Seit der Übernahme durch Mecom Ende 2005 ist die tägliche Auflage der «Berliner Zeitung» um gut fünf Prozent auf 177 000 Exemplare gesunken. - Siehe auch: Finanzinvestor Montgomery will deutsche Medienschätze heben