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Dienstag
10.07.2012

Das Buch heisst «Der legendäre Stil der `Männer-Vogue`», und Buchpremieren gabs vor Wochenfrist innerhalb von 24 Stunden gleich zwei, eine in Berlin und am Freitag eine in Zürich. Beda Achermann, der Stanser mit dem internationalen Grafikanspruch, war Creative Director in den wenigen Jahren, da es die «Männer-Vogue» gab (von 1984 bis 1989), und hat den Bildband im renommiertesten deutschen Kunstverlag, bei Edition Steidl, herausgebracht; Modefotograf Mario Testino hat den Text dazu geschrieben.

Dem «Zeit-Magazin» in Deutschland und dem «Tagesanzeiger-Magazin» in der Schweiz war die Buchlancierung letzte Woche Anlass für eine Zeitreise in die verrückten 80er-Jahre, beide liessen den legendären «Männer-Vogue»-Stil in langen Bildstrecken nochmals aufleben. Und selbst Karl Lagerfeld, der ewige giftige Kritiker, ist für einmal des Lobes voll und verrät im Vorwort: «Ich war damals begeistert von der `Männer-Vogue` und traurig und enttäuscht, als sie eingestellt wurde. Sie war eben zu gut für ihre Zeit - diese dummen 80er-Jahre.»

Kein Zweifel: Die «Männer-Vogue», welche eigentlich von Creative Director Achermann geschaffen wurde, war nicht nur die erste deutschsprachige Männerzeitschrift, sondern auch die erste deutsche Modezeitschrift überhaupt, welche weltweit Beachtung fand. Die Achermanmn-Ästhetik sollte sich als stilprägend für Generationen von Grafikdesignern, Fotografen, Modejournalisten und Stylisten weisen.

«Das ist kein 80er-Jahre-Buch, das ist ein Beda-Buch», urteilte denn auch Werber Reinhold Weber an der Buchpremiere in der Galerie Christophe Guye in Zürich im Gespräch mit dem Klein Report. «Die Grafik könnte heute noch bestehen», ist sich «SI Style»-Chefredaktorin Sabina Hanselmann-Diethelm sicher, «heute gefällt mir jene Zeit zwar überhaupt nicht mehr, doch die Grafik, die stimmt immer noch.»

«Ich bin kein blinder Esel», witzelte dagegen Grafikaltmeister Domenic Geissbühler, «das ist kein Fotobuch, das ist ein Layoutbuch. Die Bilder haben andere gemacht.» Tatsächlich, und was für welche! Beda Achermann öffnete bei der «Männer-Vogue» damals die Türen für Nachwuchsfotografen, deren Namen heute Klassiker sind, zum Beispiel Michel Comte, Mario Testino, Max Vadukul oder Ellen von Unwerth. Ihre Fotostrecken wurden neben diejenigen von internationalen Koryphäen wie Helmut Newton gestellt und waren manchmal nicht unwesentlich für deren späteren internationalen Durchbruch.

Für diese Fotografen wie auch für Beda Achermann war jene Zeit ein einziges grosses Fest, man feierte das Ende jedes Shootings und inszenierte die hässlichste Mode aller Zeiten, als ob es die schönste wäre. Achermann: «Die Mode, die wir zeigten, war uns eigentlich egal. Ich habe mich damals für die jungen Fotografen interessiert und die Dinge einfach so gemacht, wie sie uns in den Kopf kamen. Arbeiten und Lebensfreude waren eins. Wir waren wie im Taumel, besessen.»