Der weltgrösste öffentlich-rechtliche Sender, die British Broadcasting Corporation (BBC), hat am Mittwoch neue, strengere Massstäbe für ihre Live-Berichterstattung und den Umgang mit anonymen Quellen angelegt. Auf der Homepage der Anstalt, http://www.bbc.com, veröffentlichte die BBC vollumfänglich den Neil-Report, der die Vorgänge vom Mai vergangenen Jahres untersucht hatte, als die BBC durch ein Radiointerview von BBC-Reporter Andrew Gilligan in die grösste Krise ihres Bestehens geriet. Gilligan hatte damals eine anonyme Quelle zitiert, wonach Premierminister Tony Blairs Administration die Beweise für irakische Waffenarsenale aufgebauscht habe («sexed up»), um das Eingreifen im Irak zu rechtfertigen.
Gemäss den neuen Massstäben darf die BBC zwar weiter Storys veröffentlichen, die auf einer einzigen Quelle beruhen, doch «nur, wenn die Geschichte von vorrangigem Interesse für die Öffentlichkeit ist und die Quelle soweit es möglich ist für die Öffentlichkeit transparent gemacht werden kann». Geschichten, die auf anonymen Quellen beruhten, müssten gemäss den neuen Regelungen grösserer redaktioneller Prüfung unterzogen werden. Auch soll das gewissenhafte und verlässliche Notieren von Aussagen Pflicht der journalistischen Ausbildung bei BBC werden. Ausserdem soll die Weiterbildung für alle Journalisten institutionalisiert werden, was die Behandlung heikler Stoffe anbelangt. Der Neil-Report kann in voller Länge per Download auf folgender Homepage nachgelesen werden: www.bbc.co.uk/info/policies/pdf/neil_report.pdf
Mittwoch
23.06.2004