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Dienstag
30.03.2004

Die Lokalfernsehstation Nordwest 5 (NW5) soll ihr Sendegebiet nicht auf die ganze Region Basel erweitern dürfen: Das beantragt die Basler Regierung dem Bundesamt für Kommunikation (Bakom). Sie begründet ihre Haltung mit wirtschaftlichen und medienpolitischen Gründen. Das in Allschwil BL beheimatete NW5 sei zwar «willkommene Ergänzung» des Medienangebotes. Die Station stärke die Identifikation der Zuschauerschaft im heutigen Sendegebiet und biete dem lokalen Gewerbe eine Werbemöglichkeit. Die Erweiterung auf die ganze Nordwestschweiz gefährde aber das «Basler Modell».

Die Basler Regierung sei zwar für Medienwettbewerb, wolle aber der Stiftung Kabelnetz mit deren unabhängigem Sender «TeleBasel» Entfaltungschancen bewahren. Der Werbe- und Sponsoringmarkt der Region reiche nicht für die Finanzierung zweier starker TV-Sender. TeleBasel sei heute einziges Lokal-TV im Land mit schwarzen Zahlen. TeleBasel operiere im kleinsten Sendegebiet der Schweiz mit dem zweitkleinsten Zuschauerpotenzial. Deshalb sei «nicht einzusehen, weshalb ausgerechnet in der Region Basel zwei geografisch praktisch deckungsgleiche TV-Sender zugelassen sein sollten». Das widerspräche allen bisherigen Erfahrungen im ganzen Land.

Die Basler Regierung befürchtet zudem, dass NW5 wegen absehbaren Finanzierungsproblemen früher oder später in den Einfluss eines grösseren Medienunternehmens gerät. TeleBasel sei bereits mit Verweis auf NW5 als Werbe-Alternative unter Druck gesetzt worden, nationale Formate auszustrahlen. Die Stiftung habe jedoch widerstanden, weil sie Fernsehen aus der Region für die Region im Sinne des Service Public wolle. Bekomme NW5 das weitere Sendegebiet, würde TeleBasel wohl «massiv Einnahmen» verlieren; die Existenz stünde gar auf dem Spiel. NW5 mache seine künftige Finanzierung zu wenig transparent. Überdies könnte ein Vorstoss eines nationalen Medienunternehmens mit Sitz ausserhalb der Region Basel durch NW5 auch für die «Basler Zeitung» künftig «eine Gefahr darstellen», dies wenn ein direkter Print-Konkurrent plötzlich Einfluss im Lokal-TV-Markt bekomme. Das wäre wirtschaftlich und medienpolitisch «nicht erwünscht».

Nicht zuletzt befürchtet die Basler Regierung partnerschaftspolitische Verstimmungen, wenn sich NW5 mit «anti-städtischen Reflexen» profiliert. Die Kantonsgrenze sei für die Bevölkerung im Alltag unbedeutend, und TeleBasel berichte entgegen NW5-Angaben durchaus nicht nur aus der Stadt, sondern auch breit aus dem Baselbiet. Insgesamt wünschte sich die baselstädtische Regierung, dass sich «angesichts der wirtschaftlichen Realität» in der Medienbranche «beide Kantone gemeinsam dafür einsetzen sollten, dass der Region als Ganzes mindestens eine grössere, unabhängige Zeitung und ein unabhängiger Fernsehsender erhalten bleiben».

Die Baselbieter Regierung hatte den Ausbauwünschen von NW5 vor zwei Wochen ihren Segen gegeben - siehe unter «Nordwest 5» will TV für ganze Region Basel machen