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Donnerstag
03.06.2004

Ein ehemaliger Bankdirektor im pfälzischen Grünstadt soll versucht haben, eine kritische Journalistin töten zu lassen. Die Staatsanwaltschaft Frankenthal hat nun Anklage gegen Albert Sattler erhoben, weil der 54-Jährige einem Mann Geld für die Tötung der «Rheinpfalz»-Redaktorin geboten haben soll. Einen entsprechenden Bericht der Zeitung bestätigte die Behörde am Mittwoch. Ausserdem wirft die Staatsanwaltschaft dem Ex-Volksbankdirektor Nötigung eines Mitarbeiters und mehrfache Untreue vor. Der Deutsche Journalistenverband (djv) sprach von einem «unerträglichen Tiefpunkt im Umgang mit kritischer Berichterstattung».

Nach den Worten des Leitenden Oberstaatsanwaltes Lothar Liebig in der «Rheinpfalz» vom Mittwoch ist der 54-Jährige «hinreichend verdächtig», im Dezember 1998 in seinem Büro einen Mann aufgefordert zu haben, die Journalistin zu töten. Als dieser ablehnte, habe der Banker ihn aufgefordert, «dann wenigstens» den Sohn der Journalistin krankenhausreif zu prügeln. Wie der Oberstaatsanwalt dem Blatt weiter sagte, wollte der Banker mit dem geplanten Mord die für ihn «äusserst unangenehme, sehr kritische und andauernde Berichterstattung» der Journalistin unterbinden. Er habe ansonsten befürchtet, «dass ihm berufliche Fehlleistungen auch in der Öffentlichkeit vorgeworfen werden könnten» und seine Stellung in der Bank dadurch gefährdet werde.

Sattler hat der Anklage zufolge ausserdem einen Bankmitarbeiter massiv bedroht, der einen Betriebsrat gründen wollte. Auch damals soll er davon gesprochen haben, jemanden zu beauftragen, der den Mitarbeiter misshandeln werde. Dritter Anklagepunkt sind Untreue-Vorwürfe im Zusammenhang mit vermutlich falschen Spesenabrechnungen. Der Verteidiger des Beschuldigten wies die Vorwürfe der Zeitung gegenüber als «falsch, und zwar in tatsächlicher wie in rechtlicher Hinsicht» zurück. Sein Mandant bestreite, so etwas getan zu haben.