Der Verwaltungsrat des Emmentaler Lokalsenders Radio Emme hat am 19. September beschlossen, die Volksmusik ab Februar 2008 aus dem Programm zu kippen, wie Verwaltungsratsmitglied und Radio-Emme-Mitbegründer Niklaus Blaser (40) per Communiqué bekannt gab. In Zukunft solle «generell englisches, oftmals nervensägendes und melancholisches Katzengejammer und Gejaule» gesendet werden, «mehr Rock und Pop», wie er gegenüber dem Klein Report am Donnerstagabend ergänzte. «Es soll ein Sender wie B1 in Bern, ein B2, werden», so Blaser. «Der ganze Bereich Volksmusik, Blasmusik und Country wird gestrichen werden. Sämtliche Sparten müssen raus», erklärte Blaser den VR-Beschluss, «es muss ein einheitliches Programm her.»
Geplant sei ein Programm, wie es bereits tausende Sender fabrizierten. In Anbetracht der 840 000 Franken Gebührengelder, die Radio Emme künftig jährlich erhalten wird, komme der Entscheid einer «Verantwortungslosigkeit» und «Verarschung» der Hörer gleich, donnerte Blaser weiter. «Gerade für die Spartenbereiche erhalten wir ja das Geld», so Blaser. «Ich habe schön gestaunt, dass Radio Emme, anstatt wie bisher ungefähr 290 000 Franken, neu 840 000 Franken erhalten wird.» Jahrelang habe man in diesem Gebiet keine Alternative zu den DRS-Sendern gehabt. «Es wäre alles kein Problem, wenn Radio Emme keine Konzessionsgelder erhalten würde.» Deshalb könne er den neuen Weg so nicht mittragen. «Ich möchte einfach, dass die Bevölkerung weiss, was hier gespielt wird.» Blaser ist am Montag aus dem Verwaltungsrat zurücktreten.
Bis jetzt sendet Radio Emme zwei Stunden Volksmusik am Morgen unter der Woche und am Sonntagvormittag, strahlt ein Wunschkonzert aus und hat unter anderem auch den Mittwochabend für die Volksmusik belegt. Sogar Blaser räumt ein, dass «relativ viel» Volksmusik auf Radio Emme gesendet werde. «Nur dieser Bereich bringt auch doppelt bis dreifache Hörerzahlen im Tagesdurchschnitt.» Und viele der Volksmusik-Freunde hätten den Lokalsender auch finanziell tatkräftig unterstützt, als man 2003 vor dem Ende gestanden habe: «Viele Volksmusik-Freunde haben nahmhafte Beträge bezahlt, denen bin ich das schuldig». Er selber hat sein Wissen als Elektro-Ingenieur in den Sender eingebracht, ihn technisch mit Richtfunk ausgestattet. Das heisst, der Betrieb läuft ohne Swisscom-Leitung, «was uns natürlich viel Geld gespart hat», sagt Blaser nicht ohne Stolz.
Den Entscheid zum Verzicht auf die Volksmusik wollte Verwaltungsratspräsidentin Karen Wiedmer auf Anfrage der SDA nicht bestätigen. Der Klein Report erhielt am Donnerstag auf eine telefonische Anfrage keine Stellungnahme von Karen Wiedmer. Gemäss Angaben auf der Website des Lokalsenders gehören nebst Wiedmer, Geschäftsführerin «der Region Emmental», Heidi Duss, CVP-Grossrätin, Erich Stamm, alt Gemeinderat, und Unternehmer Christoph Scheidegger dem Gremium an. Die «Leitsätze» des Senders, das sich als «das regionale Radio für das Emmental, das Entlebuch, die Region Wolhusen sowie für Teile des Aaretals» bezeichnet, sind sehr allgemein gehalten: «Radio Emme bietet ein Vollprogramm auf Grundlage der geltenden Gesetze.»
Man biete «ein qualitativ gutes, regionales Programm», das «ausgewogen, unabhängig und politisch neutral» sei. «Radio Emme informiert und unterhält.» Das Programm richte sich an alle Menschen im Sendegebiet, verstehe sich als «Dienstleistungsunternehmen» und «verpflichtet sich, den Begriff `Service Public regional` mit Inhalt zu füllen.»
In dieser Sache ist das letzte Wort noch nicht gesprochen, der Mist noch nicht geführt, diagnostiziert der urbane Klein Report.
Donnerstag
27.09.2007