TV-Doktor Samuel Stutz und seine Sendung «Gesundheit Sprechstunde» müssen sich gegen massive Vorwürfe wehren: Die Sendung sei eine Werbesendung, Firmen bezahlten für Auftritte. 160 000 Franken habe das Zentrum für Allergie, Haut und Asthma (AHA) bezahlt, damit Mitarbeiterinnen in der Sendung persönlich auftreten durften und ihre Methoden und Broschüren in der Sendung gezeigt wurden. Dies berichtete am Mittwochabend die Sendung «10vor10» von SF DRS auf Grund eines Artikels des «Beobachters». Nun ermittle das Bundesamt für Kommunikation (Bakom) gegen die von Ringier produzierte Sendung «Gesundheit Sprechstunde» auf SF 2 wegen «Verdacht auf verbotene Werbung».
Samuel Stutz verheimlicht die Bezahlungen nicht. Bereits in der letzten «SonntagsZeitung» bestätigte er, dass die Hirslanden Kliniken für die Erwähnung im Vorspann der Sendung rund 1 Million Franken hätten bezahlen müssen. Stutz verwies dabei auf die Kosten zur Produktion der Sendung. Gegenüber SF DRS meinte er: «Ich bin Missionar, meine Mission ist die Gesundheit. Und jeder Missionar braucht Geld.» Sehr zurückhaltend gab sich Fibo Deutsch, bei Ringier auf Konzernebene für sämtliche TV-Projekte verantwortlich, im «10vor10»-Beitrag: «Ich bin nicht immer dabei.» Er könne nur «garantieren», dass solche Zahlungen keinen Einfluss auf den Inhalt der Sendung hätten.
Gerade aber dies scheinen die Zahlungen zu bewirken: Gemäss TV-Beitrag gebe es keine Richtlinien, wieviel eine Firma für einen Auftritt in Stutzs Sendung bezahlen müsse. Das hänge unter anderem von der Firma ab. Gleichzeitig aber fragte er im Beispiel von AHA nach, ob er neben Broschüren und Infoline noch etwas anderes erwähnen solle.
Die Lungenliga beispielsweise hat für 100000 Franken «eine einstündige Sendung plus je einen Artikel in der Zeitschrift Gesundheit Sprechstunde und in der Schweizer Illustrierten» erhalten, wie Corinne Zosso von der Lungenliga «10vor10» erzählte. Für Liliane Egli vom Zentrum AHA war deshalb längst klar: Die Leistungen von Stutz gegen Bezahlung sei eine «Plattform, vergleichbar mit Inseraten». Auch der TV-Arzt gibt zu: «Wir werden finanziert von Firmen, die deklariert werden.» Doch das werde alles transparent aufgezeigt. Dem widerspricht Egli im «10vor10»-Beitrag allerdings: Sie sei erst stutzig geworden, als in der Sendung nicht erwähnt wurde, wieviel das Zentrum AHA bezahlt hätte. «Da haben wir uns ethische Überlegungen gemacht und uns entschieden, die Zusammenarbeit aufzugeben.» Und nun ist offenbar auch das Bakom stutzig über die Geschäftspraktiken von Stutz geworden.
Mittwoch
26.05.2004