Das für die Konzessionierung eines Zürcher Jugendradios erstinstanzlich zuständige Bundesamt für Kommunikation (Bakom) ist offenbar unsicher, wie es weiter vorgehen soll, nachdem sein erster Entscheid zugunsten von DJ-Radio beim Bundesrat im Fiasko geendet hatte. In einem Brief an alle fünf Bewerber hat das Bakom bekannt gegeben, es beabsichtige, «alle Bewerberinnen wieder in das Verfahren einzubeziehen» und ihnen das rechtliche Gehör zu gewähren. Allerdings scheint es dem Bakom nicht ganz wohl zu sein mit seiner Absicht, das rechtliche Gehör «einzig» für die ergänzte finanzielle Basis von DJ-Radio zu gewähren. Nur so ist zu erklären, dass die Amtsstelle die Empfänger des Briefes vorgängig einlädt, «sich zum geplanten Vorgehen zu äussern». Wer einen abschlägigen Entscheid erhalten hatte, solle bis am 10. Februar mitteilen, ob er am Verfahren noch interessiert sei und sich noch in der Lage sehe, das Projekt gemäss Gesuch zu realisieren.
Alle am Montag vom Klein Report kontaktierten Bewerber für die Jugendradio-Konzession, deren Gesuche abgelehnt worden waren, zeigten sich diesem Vorgehen des Bakoms gegenüber skeptisch, wobei sie vor allem den Faktor Zeit in den Vordergrund rückten. Immerhin sind drei Jahre seit Einreichung der Gesuche verstrichen. «Ich bin nicht einverstanden damit, dass das Bakom das Verfahren auf die finanziellen Aspekte beschränken will, da sich in dieser Zeit zu vieles geändert hat», sagte etwa Radio-105-Gründer Giuseppe Scaglione, dessen «Music-First»-Projekt neben DJ-Radio am meisten Erfolgsaussichten hat. Allenfalls will neben ihm auch der ex-Radio-Z-Mann Mike Gut (Radio Max) sein Gesuch wieder ins Rennen schicken, aber er und Suzanne Speich (Groove FM) wiesen darauf hin, dass mittlerweile Radio per Internet oder DAB-Radio einen ungleich höheren Stellenwert erhalten hätten. «Es ist tragisch», seufzte Suzanne Speich, die offen liess, ob sie nochmals an den Start gehen will, «seit fünf Jahren ist das Bedürfnis nach einem Jugendradio anerkannt, und bis die Konzession erteilt ist, wird voraussichtlich kein Bedarf mehr nach einem UKW-Radio bestehen, weil diese Technologie bis dann überholt ist.»
Gelassen sieht der Situation einzig DJ-Radio-Initiant Egon Blatter entgegen: «DJ-Radio ist klarer Favorit, und diese leichte Öffnung des Verfahrens ändert nichts daran», sagte er am Montag zum Klein Report. Er müsse sein Gesuch nicht überarbeiten, da sich ausser bei einzelnen Mitarbeitern und Partnern nichts geändert habe, ist er überzeugt. Doch das ist ungewiss, da bei solchen Änderungen den anderen Interessenten ebenfalls wieder das rechtliche Gehör zu geben wäre. Immerhin hat Giuseppe Scaglione dem DJ-Radio vorgeworfen, es habe sich in die Abhängigkeit der IP-Multmedia begeben. Dagegen konterte Blatter jetzt, es sei noch offen, mit welchem Vermarkter er zusammenarbeiten wolle. Er favorisiere höchstens IP als Vermarkter für sein DJ-Radio.- Mehr dazu: Music First glaubt wieder an eine Jugendradio-Konzession, Zürcher Jugendradio vorerst gestoppt und DJ-Radio arbeitet angeblich mit IP Multimedia zusammen
Montag
23.01.2006