Der Klein Report unterhielt sich am Dienstag mit Eva Keller, Leiterin Unternehmenskommunikation AZ Medien, über das Potenzial privater TV-Aktivitäten in der Schweiz, mögliche Synergieeffekte innerhalb der Senderfamilie TeleZüri, Tele M1 und TeleBärn sowie über die Befürchtung, dass Aargauer und Solothurner schon bald mehrheitlich Beiträge und Sendungen aus Zürich und Bern sehen müssen.
Klein Report: Erfolgt die Übernahme, nach dem die Behörden sie bewilligt haben, oder wurde ein bestimmtes Datum zwischen Tamedia und AZ Medien vereinbart?
Eva Keller: «Zunächst haben wir lediglich die Kaufverträge unterschrieben. Die Transaktion steht vor dem Vorbehalt der Genehmigung der Übertragung der Konzession von Tele Bärn durch das Uvek respektive durch das Bakom. Im nächsten Schritt werden wir uns also vor allem um juristische Angelegenheiten kümmern. Dieser Prozess wird einige Wochen in Anspruch nehmen. So lange bleiben TeleZüri und TeleBärn im Besitze der Tamedia.»
Klein Report: Warum wagt die AZ Medien trotz schlechter Wirtschaftsprognosen den Kauf von TeleZüri und TeleBärn?
Keller: «Die AZ Medien sind vom Potenzial privater TV-Aktivitäten in der Schweiz überzeugt. Die TV-Senderfamilie TeleZüri, Tele M1 und TeleBärn erreicht täglich insgesamt 757 000 Zuschauerinnen und Zuschauer (Telecontrol / Publica Data AG, 1. HJ 2011) und ist somit die reichweitenstärkste private regionale TV-Plattform der Schweiz. Durch die Nutzung von Synergiepotenzialen profitieren alle drei Sender wirtschaftlich.»
Klein Report: Welche Synergien zeichnen sich denn ab?
Keller: «Wir sehen durch die Zusammenarbeit der drei Sender Möglichkeiten im Bereich Unterhaltungsformate. In der Vermarktung der Senderfamiliele bestehen Synergiepotenziale im Product Management, in der Dispostion und in der Abwicklung.»
Klein Report: Seit einigen Monaten überschneiden sich die Sendegebiete von TeleZüri und Tele M1 beziehungsweise TeleZüri und TeleBärn? Wird sich dies nach Übernahme ändern?
Keller: «Zum heutigen Zeitpunkt beabsichtigen wir keine Änderung, da wie bei allen Medien jedes Medium seine Nutzer hat, die ihm Reichweite bringen.»
Klein Report: Müssen Aargauer und Solothurner aber befürchten, dass sie bald mehrheitlich Beiträge und Sendungen aus Zürich und Bern sehen müssen?
Keller: «Die AZ Medien bekennen sich nicht nur strategisch zu regionalisierten Inhalten. Daher bieten wir Qualitätsjournalismus aus der Region für die Region. Wie erwähnt, bestehen Synergiepotenziale im Bereich der Unterhaltungsformate. Details werden in den nächsten Wochen und Monaten ausgearbeitet.»
Klein Report: Gegenüber der Tamedia hat die AZ Medien schon Investitionen in die erweiterte TV-Senderfamilie angetönt. Können Sie uns mehr dazu verraten?
Eva Keller: «Wir wollen in die journalistische Qualität der Sender investieren.»
Klein Report: Wer übernimmt die Führung der Integration der beiden TV-Sender in die AZ Medien?
Keller: «Dieser Aufgabe wird sich Christoph Bauer, CEO der AZ Medien, annehmen.»
Klein Report: Wie weit ist die Integration bislang fortgeschritten?
Keller: «Noch gar nicht.»
Klein Report: Was bedeutet die Übernahme publizistisch für TeleZüri-Chef Markus Gilli?
Keller: «Publizistisch wird TeleZüri unverändert weitergeführt.»
Klein Report: Warum hat die AZ Medien nicht auch die zum Verkauf stehenden Radiosender gekauft?
Eva Keller: «Die AZ Medien hat schon zwei Radiosender. Eine höhere Anzahl Radiosender dürfte unser Medienunternehmen gemäss dem Bundesgesetz über Radio und Fernsehen. (RTVG) gar nicht besitzen.»
Und was die Gewerkschaften zum Verkauf von TeleZüri und TeleBärn an die AZ-Medien sagen