In der Türkei müssen sich erneut Verleger und Autoren vor Gericht verantworten, weil sie in ihren Schriften das «Türkentum» beleidigt haben sollen. In einem Verfahren geht es um die türkische Ausgabe eines Buches des US-Philosophen Noam Chomsky. Im Werk «Manufacturing Consent» wird unter anderem die türkische Kurdenpolitik scharf kritisiert. Nun sollen der Verleger Fatih Tas und zwei seiner Mitarbeiter für jeweils bis zu sechs Jahre ins Gefängnis, wie türkische Medien am Mittwoch meldeten. Tas hatte schon in den vergangenen Jahren wegen verschiedener Bücher seines Verlages Aram Ärger mit der Justiz.
Auch die Schriftstellerin und Kolumnistin Elif Safak soll nach dem Willen eines Istanbuler Staatsanwalts ins Gefängnis. Sie hatte in einem Roman eine Figur von einem türkischen Völkermord an den Armeniern sprechen lassen. Ein Istanbuler Staatsanwalt hatte deshalb Ermittlungen gegen die Autorin aufgenommen, anschliessend aber wieder eingestellt. Nun wurde das Verfahren aber auf Initiative des rechtsnationalistischen Anwalts Kemal Kerincsiz wieder aufgenommen. Der erklärte EU-Gegner ist die treibende Kraft hinter vielen Verfahren gegen Intellektuelle, die nach seiner Meinung die Türkei beleidigen und schwächen wollen. Diese Prozesse, vor allem das inzwischen eingestellte Verfahren gegen den Schriftsteller und Friedenspreisträger Orhan Pamuk («Schnee»), haben der Türkei viel Kritik aus Europa eingebracht. - Mehr dazu: EU begrüsst Einstellung des Pamuk-Prozesses
Mittwoch
05.07.2006