Wenn es denn so etwas gäbe: Die Wirz-Gruppe wäre es, die am Mittwochabend mit dem Wirz-Cocktail im Lake Side am Zürichsee ihren 75. Geburtstag feierte, das ehemalige Bundesamt für Werbung. Adolf Wirz gründete seine Agentur, die älteste der Schweiz, zu einer Zeit, als Werber noch Reklameberater waren, und nistete sich mit Slogans wie «Der Kluge reist im Zuge» im kollektiven helvetischen Gedächtnis ein.
Sohn und Nachfolger Jost Wirz durfte sich über mehr als 300 Gäste freuen, die den Firmengeburtstag mitfeierten, und illustre Podiumsteilnehmer, die den Blick zurück wagten: War früher wirklich alles besser (oder nur einfacher ... oder ist es heute gar besser)?
Und CEO Geri Aebi, Bruder von Werbe-Tausendsassa Jean-Etienne Aebi, ist stolz, eine Firmengruppe, die viele Ups und Downs hinter sich hat, in nun gesunder, unabhängiger Verfassung dem 100. Geburtstag entgegenführen zu können.
Was war überhaupt «früher»? Als Werbung noch ausschliesslich aus Plakaten bestand? Damals, als Wirz gegründet wurde? Nach dem Krieg? Oder einfach im letzten Jahrhundert? Die Wirz-Meinungsforscher haben herausgefunden, dass für ältere Semester die eigene Jugend «früher» ist und für Junge die Zeit, als ihre Eltern jung waren.
So gesehen sass die 40-jährige Filmerin und Autorin Güzin Kar irgendwie zwischen den Stühlen, während sich Elmar Ledergerber, alt-Stadtpräsident von Zürich und Präsident von Zürich Tourismus, sowie Mr. SBB Benedikt Weibel und der St. Galler Konsum- und Marketingprofessor Torsten Tomczak, Autor von über 30 Büchern und Liebling aller Studenten, auf dem Podium und in der von Radio- und TV-Moderatorin Mona Vetsch geleiteten Diskussion sichtlich wohl fühlten.
«Früher», das war für Ledergeber die Zeit, als die Ohren, die Zähne und die Knie noch besser funktionierten, «sowie manches andere auch», wie der «Lady`s Man» offen bekannte. Für Weibel waren «früher» die Sechzigerjahre, «die Zeit, als die Welt farbig wurde». Und für Tomczak die Siebziger in Berlin, «als eine Mauer drumherum war und das Geld von irgendwo herkam».
Eigentlich, bekannten alle, sage das Hirn ja, dass heute alles besser sei, doch der Bauch, der sage eben Nein. Weibel: «Früher gab es Plattenläden!» «Und heute», beklagt sich Ledergerber, «schreibt einem ein Bundesamt vor, wie viel Salz man am Tag essen darf!». Immerhin: Unter Strafe steht das Salzessen noch nicht, und so schloss Ledergerber versöhnlich: «Den Freiheitsgrad und die Wahlmöglichkeiten, wie wir sie heute haben, das gab`s auf der Welt noch nie!»
Auch in der Werbung sind die Wahlmöglichkeiten heute unendlich vielfältiger als zu Wirz-Gründerzeiten, man hat nicht mehr den einen Reklameberater, den man aufsuchen muss, wenn man ein Plakat braucht. Dass immer noch genügend Kunden den Weg zu Wirz finden, zeigte die illustre Gästeliste, auf der unter vielen die Migros-Kommunikation mit Urs Peter Naef und Monica Glisenti gut vertreten war (Wirz macht die Weihnachtswerbung), IKEA, Mars, Hotelplan, Bayer, Rivella, die FDP, Lindt & Sprüngli und viele, viele andere Schweizer household names.