An der bevorstehenden Generalversammlung des Schweizerischen Marketing-Verbandes SMC wird dem Präsidenten und Nationalrat Otto Ineichen («Otto`s») ein kalter Wind ins Gesicht blasen. Denn eine Gruppe von Verbandsmitgliedern wirft ihm «diffamierende Äusserungen gegenüber Dritten», die Manipulation von Protokollen und einen durch ihn und den Zentralvorstand angerichteten Schaden zulasten des Verbandes von rund 300 000 Franken vor. «Der Zickzackkurs von Otto Ineichen, seine Diffamierungstaktiken, die zur Verschleierung der Fakten führen, und offensichtliche Lügen einzelner Vorstandsmitglieder lassen kein Vertrauen in den Zentralvorstand mehr zu», heisst es in einem dem Klein Report vorliegenden Papier dieser Gruppe, die sich als «besorgte Mitglieder» versteht, wie ein Angehöriger dieses Gremiums zum Klein Report sagte. Zu dieser gehören einzelne Mitglieder der Anfang August von den Sektionspräsidenten ins Leben gerufenen Untersuchungskommission. Diese Gruppe fordert nun den Rücktritt von Otto Ineichen und des ganzen Vorstandes.
Entzündet hat sich der Konflikt unter anderem an der Marketing Trophy 2005 vom 2. Februar dieses Jahres. Der Anlass habe mit rund 800 Gästen eine «Rekordbesucherzahl» verzeichnet, und das Engagement habe sich «zumindest nach aussen hin gelohnt», heisst es im Jahresbericht des SMC. Finanziell war der Anlass hingegen ein Desaster, weil nach Darstellung der Untersuchungskommission der von Ineichen eingesetzte Sponsoring-Verantwortliche vollständig versagt habe. Die (noch nicht revidierte, aber bereits im Internet veröffentlichte) Jahresrechnung für das Geschäftsjahr 2004/05 weist deshalb einen Verlust von 90 000 Franken aus. Dieses Resultat sei «bewusst schlechter dargestellt» worden, «um die Anfang Juli durch den Präsidenten Ineichen ausgesprochene unkorrekte fristlose Entlassung des damaligen Geschäftsführers zu rechtfertigen», heisst es in dem Papier der «besorgten Mitglieder». Der damit gemeinte Patrick R. Duss wollte sich auf Anfrage des Klein Reports nicht dazu äussern.
Zwar stellten sich der Zentralvorstand und Präsident Ineichen Ende August im Rahmen einer Sitzung mit den Regionalpräsidenten den Fragen der «besorgten Mitglieder» - «aber wir waren alles andere als happy über die Antworten», erzählte ein Sitzungsteilnehmer dem Klein Report. Die Fragen seien weitgehend nicht beantwortet, die Fragesteller hingegen ein weiteres Mal diffamiert worden. Da nur eine von der Generalversammlung eingesetzte Taskforce vom Vorstand mehr Informationen verlangen könnte, biss die Rebellengruppe aber auf Granit. Dies veranlasst Präsident Ineichen dazu, dem Klein Report telefonisch mitzuteilen, die Kritiker seien «abgeschmettert» worden. Der Widerstand komme von «Leuten, die nichts zu tun haben», und der Vorstand habe ihm, Ineichen, anschliessend das Vertrauen ausgesprochen, sagte er weiter. «Gottlob haben sich die Wogen geglättet», ist Ineichen überzeugt.
Dem SMC gehören laut Jahresbericht 2536 Mitglieder an, die in rund 50 regionalen Clubs organisiert sind. Der Verband ist Prüfungsorganisation für Marketing-Berufe. Die Generalversammlung findet am 17. September in St. Gallen statt. - Mehr dazu: Der Swiss Marketing Verband trennt sich von seinem Geschäftsführer
Mittwoch
07.09.2005