Dass heimlich aufgenommene Fotos aus dem Privatleben von Prominenten seit Donnerstag nicht ohne weiteres in Zeitschriften veröffentlicht werden dürfen, passt nicht allen in den Kram. Bei den deutschen Zeitschriften löste der Sieg von Prinzessin Caroline von Monaco am Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte in Strassburg eine scharfe Kritikwelle aus. «Das ist ein Rückschlag für die Pressefreiheit in Europa», sagte der Justiziar des Verbands Deutscher Zeitschriftenverleger, Dirk Platte, am Freitag. Damit würden Journalisten zu Hofberichterstattern degradiert.
Nach Auffassung der Kleinen Kammer des Strassburger Gerichts hat die deutsche Rechtsprechung bislang die Pressefreiheit auf Kosten des Privatlebens bevorzugt und damit gegen den Artikel 8 der Europäischen Menschenrechtskonvention verstossen. Die Ehefrau von Ernst August Prinz von Hannover hatte gegen die Veröffentlichung von Bildern in deutschen Illustrierten geklagt, die sie im Alltag beim Radfahren, Reiten oder am Strand zeigten und die ohne ihr Wissen aufgenommen worden waren.
Zwar ist das Urteil noch nicht rechtskräftig und die beklagte Bundesrepublik Deutschland behält sich vor, Rechtsmittel einzulegen. Doch der Anwalt der Hubert Burda Media Holding, Robert Schweizer, warnt bereits vor der Gefahr von Zensur: Wenn Prominente der Veröffentlichung von Fotos vorab zustimmen müssten, könnten sie dies von der Art der Berichterstattung abhängig machen, meinte er.
Auch der Verband Deutscher Zeitschriftenverleger, der Deutschland in dem Verfahren gemeinsam mit dem Burda-Verlag unterstützte, kritisierte das Urteil scharf: Es richte sich gegen die Freiheit der Presse und der gesamten Öffentlichkeit. Denn das Gericht habe festgelegt, wofür sich die Öffentlichkeit interessieren dürfe. Damit gebe es keine Abwägung mehr zwischen Persönlichkeitsschutz und Pressefreiheit. Prominente dürften nur noch bei der Ausübung ihres Berufs, aber nicht mehr in ihrem Privatleben gezeigt werden. Platte machte deutlich, dass sich das Urteil nicht nur auf Printmedien, sondern auch auf das Fernsehen auswirken werde. Der Initiative des VDZ hatten sich u.a. ARD, ZDF und der Verband Privater Rundfunk und Telekommunikation (VPRT) angeschlossen. Siehe auch Caroline erteilt der deutschen Presse eine Lehre
Freitag
25.06.2004