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Mittwoch
14.09.2011

Coop verzichtet bis auf Weiteres auf sämtliche Geflügelprodukte des deutschen Unternehmens Wiesenhof. Zuvor hatten schon Migros und Denner die Wiesenhof-Produkte aus ihren Verkaufsstellen entfernt. Die Grossverteiler reagieren auf eine ARD-Reportage und weitere Medienberichte über mutmassliche Verletzungen der Tierschutz-Richtlinien beim Geflügelproduzenten. «Von Wiesenhof wurde ein Massnahmenplan zur Verbesserung der Situation verlangt. Ob in Zukunft wieder mit Wiesenhof zusammengearbeitet werden kann, hängt von der Umsetzung der Massnahmen und deren Wirkung ab», teilte Coop am Dienstag mit. Falls diese Massnahmen nicht ausreichend fruchteten und die Qualität nach Schweizer Tierschutzverständnis nicht zufriedenstellend gewährleistet werden könne, sei auch eine künftige Zusammenarbeit nicht möglich.

Die ARD hatte am 31. August die 30-minütige Reportage «Das System Wiesenhof: Wie ein Geflügelkonzern Tiere, Menschen und die Umwelt ausbeutet» ausgestrahlt, deren drastische Aufnahmen nach wie vor in der ARD-Mediathek abrufbar sind. Der Konzern hinter Wiesenhof, die PHW-Gruppe, produziert mehr als 270 Millionen Hühner pro Jahr. Woche für Woche werden etwa 4,5 Millionen Hähnchen geschlachtet.

Die ARD-Reporter Monika Anthes und Edgar Verheyen hatten sich über Wochen mit dem Konzern befasst. Sie sprachen mit Landwirten, die für Wiesenhof gearbeitet haben, und Billigarbeitern, aber auch mit Veterinären, Vertretern von Bürgerinitiativen und dem Konzern selbst. Die Reportage, die nun auch die Verantwortlichen von Coop aufgerüttelt hat, stand unter dem Motto «Funktioniert das System Wiesenhof nur, weil der Konzern Umwelt, Tiere und Menschen ausbeutet?».

Coop sei vom Filmmaterial, welches die ARD unlängst veröffentlicht hat, sehr betroffen. Coop bedauere zutiefst, dass es anscheinend zu diesen Vorfällen gekommen ist und verurteile diese Missstände aufs Schärfste. «Aufgrund der erhobenen Vorwürfe gegen Wiesenhof hat Coop als erste Massnahme unverzüglich einen Belieferungsstopp für Truthahn ausgelöst - die Ware in den Regalen wurde ausverkauft», so Coop. Nach eingehender Prüfung der eingeleiteten Massnahmen werde nun der Belieferungsstopp mit sofortiger Wirkung auf das gesamte Sortiment von Wiesenhof ausgeweitet. Coop fügte hinzu, dass der Grossverteiler grundsätzlich auf Schweizer Fleisch setze, die Nachfrage nach Geflügelfleisch das inländische Angebot aber «bei Weitem» übersteige.