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Samstag
11.09.2004

Der Deal war lange geheim gehalten worden, nun ist am Freitag bekannt geworden, was der Buchbranche Kopfweh und an der Buchmesse die Gespräche befeuern wird: Das vom Axel Springer Verlag herausgegebene Boulevardblatt «Bild» startet noch im Oktober eine auf 25 Ausgaben geplante Buchreihe unter dem Titel «Bild-Bestseller-Bibliothek». Kostenpunkt pro Ausgabe: 4.90 Euro. Clever der Schachzug der Berliner Verleger: Sie holten sich als Vertriebspartner den Weltbild-Konzern ins Boot, Deutschlands grössten Buchversender mit 15 Millionen aktiven Adressen und im Besitz der deutschen Bischöfe. Zusammen mit der Auflage von «Bild», 3,9 Millionen Leser, «erreicht das Tandem Bild-Weltbild ein Volumen, das jeden konzernunabhängigen Verlag und Buchhändler um den Schlaf bringen dürfte», schreibt Hannes Hintermeier am Freitag in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» (FAZ).

Was die «Süddeutsche Zeitung» mit ihrer Bibliothek, die eben in der Halbzeit angelangt ist, bereits vorgemacht hat (Geld verdienen), will nun auch der Springer Verlag (Geld verdienen). Das Programm stellt kein Geringerer als Lothar Menne zusammen, der als «Trüffelschwein der Branche» gilt und für den Ullstein Verlag das (Bestseller-)Programm verantwortet hat - bis eben Springer seine Buchaktivitäten (Ullstein et al.) losgeschlagen hat ... Menne zur Seite steht eine Jury, bestehend aus unter anderen Nina Ruge, Brigitte Blobel und Ex-«Tagesspiegel»-Herausgeber Kulturredaktor Hellmuth Karasek. «Die wirkliche Auswahl dürfte aber in den Händen des Lizenzjägers Menne liegen, der die Verhandlungen mit den Verlagen führt», meint die FAZ.