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Donnerstag
19.08.2021

Medien / Publizistik

In einem meinungsstarken Kommentar in der «SonntagsZeitung» forderte Denis von Burg Bundesrat und Kantone auf, «jeden erdenklichen Druck auf Impfverweigerer» zu machen... (Bild: «SonntagsZeitung»)

In einem meinungsstarken Kommentar in der «SonntagsZeitung» forderte Denis von Burg Bundesrat und Kantone auf, «jeden erdenklichen Druck auf Impfverweigerer» zu machen... (Bild: «SonntagsZeitung»)

«Nazi», «armselige Kreatur» und «Abschaummensch»: Mit solchen wüsten Beleidigungen haben Corona-Skeptiker auf einen Kommentar von Denis von Burg, Politikchef der «SonntagsZeitung», reagiert.

«Die ‚SonntagsZeitung’ hat sehr viele beleidigende und für mein Dafürhalten persönlichkeitsverletzende Zuschriften erhalten», sagte Denis von Burg auf Anfrage des Klein Report über die Reaktionen auf seinen Kommentar in der «SonntagsZeitung» vom 15. August.

«In den schlimmsten Zuschriften wurde ich als Werkzeug des Bösen, als getrieben ‚von satanischer Energie’ bezeichnet und in Vergleichen mit den ‚Euthanasieprogrammen’ im Dritten Reich als ‚Nazi’ beschimpft», rekapituliert von Burg die an ihn gerichteten Beleidigungen.

In seinem Kommentar mit der Überschrift «Jetzt muss Berset die Gegner endlich zur Impfung zwingen» argumentierte von Burg: «Impfgegner und -trödler verlängern mutwillig oder fahrlässig die Pandemie und gefährden andere.»

Von Burg plädierte für einen Paradigmenwechsel in der Pandemiebekämpfung und forderte Bundesrat und Kantone auf, «jeden erdenklichen Druck auf Impfverweigerer» zu machen. Eine allgemeine Zertifikatspflicht sei das Minimum, so der Politikchef weiter. Er verwies darauf, dass alle Nachbarländer inzwischen in diese Richtung gehen würden.

Auf Anfrage des Klein Report, wie die Zeitung auf die Anschuldigungen und Beschimpfungen reagieren wird, erklärte von Burg: «Die Chefredaktion klärt derzeit ab, wie sie mit diesen Zuschriften umgehen will.»

Von Burgs Meinung hat auch auf Twitter und in einschlägigen Telegram-Chats von Corona-Skeptikern die Runde gemacht. Ein anonymer Nutzer wollte den Journalisten «auf dem Scheiterhaufen» sehen, ein anderer drohte indirekt mit einem Hausbesuch.

Angesprochen auf diese Reaktionen antwortete von Burg: «Mein Kommentar war weder drohend noch beleidigend. Die darin erhobenen Forderungen nach einer Zertifikatspflicht und allfälligen Impfobligatorien verletzen keinerlei Recht.» Sie würden in anderen Ländern sachlich diskutiert werden, erklärte er gegenüber dem Klein Report.

«Dass offensichtlich Impfgegner mit derartigen Drohungen und Beleidigungen reagieren, lässt mich befürchten, das sich Teile der Schweizer Impfgegnerszene in einer Art radikalisiert haben, die uns Sorgen machen muss.»

Auf seinen privaten Kanälen habe es kaum negative Reaktionen gegeben, so der «SonntagsZeitung»-Journalist gegenüber dem Klein Report. «Hingegen habe ich einige positive Zuschriften von mir bekannten und unbekannten Personen erhalten.»

Auch in den Kommentarspalten der Tamedia-Newsplattformen wurde der Meinungsbeitrag rege kommentiert. «Dabei gab es beleidigenden, aber durchaus auch sachlichen Widerspruch. Mindestens im gleichen Ausmass wurde der Kommentar aber auch zustimmend kommentiert», fasste von Burg zusammen.

Nicolas A. Rimoldi, Gründer der Massnahmenkritikerbewegung «Mass-Voll», hat ebenfalls auf Denis von Burgs Kommentar reagiert. In einem Tweet vom Sonntagabend behauptete er, dass hinter dem Meinungsbeitrag die «faschistische Terrororganisation Antifa» stecken würde. Rimoldi verwies dazu auf das Medienarchiv der Seite antifa.ch, das einen Artikel von 1999 aufführt, den von Burg damals für den «Bund» geschrieben hatte.

Rimoldi löschte seinen Tweet bereits wieder am Montagmittag: «Ich fand meine Wortwahl nicht optimal. Man könnte meinen Tweet missverstehen», begründete er seinen Rückzug gegenüber dem Klein Report. «Vielleicht überlege ich mir eine neue Formulierung.»

Zur Behauptung von Rimoldi, dass hinter dem Kommentar die Antifa stecken würde, lässt von Burg ausrichten: «Die Chefredaktion klärt derzeit verschiedene Optionen für eine Reaktion ab. Persönlich halte ich fest, dass es keine Verbindungen zwischen mir und der Antifa gibt.»

Auf Anfrage des Klein Report erklärte Rimoldi, dass er seinen Tweet von sich aus gelöscht habe, ohne Druck von aussen oder juristische Drohungen.