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Montag
08.08.2005

Das erste deutsche Fernsehen ARD will laut einem Bericht der «Süddeutschen Zeitung» die Übernahme des TV-Konzerns ProSiebenSAT.1 durch den Grossverlag Axel Springer verhindern und dafür mit einer angeblichen Wettbewerbsbeschränkung im Werbemarkt argumentieren. Die Münchner Tageszeitung berichtete am Montag unter Berufung auf ein internes ARD-Papier, die öffentlich-rechtliche Sendergruppe sehe in der Übernahme eine Beschränkung des Wettbewerbs auf dem Werbemarkt. Springer könne der Wirtschaft nach der Übernahme des privaten TV-Konzerns umfassende Werbepakete mit Fernsehen, Presse, Online, Teletext und Mobilfunk anbieten. Anderen Medienunternehmen seien «solche Paketangebote geradezu unmöglich, ihre Wettbewerbsfähigkeit sinkt erheblich», zitierte die Zeitung aus dem ARD-Papier.

Ein ARD-Sprecher sagte dazu in München, aus wirtschaftlicher Sicht sei bei der Übernahme von ProSiebenSAT.1 durch Springer in der Tat die Werbevermarktung der Hauptknackpunkt. «Mit den möglichen cross-medialen Paketen haben sie etwas in der Hand, was andere nicht haben», ergänzte er. Es sei aber noch nicht entschieden, ob die ARD dem Kartellverfahren zu der geplanten Übernahme beitrete, um ihre Argumente einzubringen. Dazu sei zunächst eine Entscheidung der ARD-Intendanten nötig, die theoretisch aber auch kurzfristig eingeholt werden könne. «Wir werden mit Sicherheit keine Fristen verpassen», sagte er.

Der Sprecher betonte, dass die ARD unabhängig von den wirtschaftlichen Fragen den Zusammenschluss insgesamt aus gesellschaftspolitischer Sicht wegen der entstehenden Meinungsmacht der neuen Gruppe für sehr bedenklich hält. «Wir halten das für äusserst problematisch, was da entsteht», sagte er. Er verwies darauf, dass bei den öffentlich-rechtlichen Anstalten anders als bei ProSiebenSAT.1 und bei Springer in den Kontrollgremien alle gesellschaftlichen Gruppen vertreten seien. Springer will ProSiebenSAT.1 ganz übernehmen und die beiden Firmen mittelfristig verschmelzen. Mit der milliardenschweren Übernahme erfüllt Springer-Chef Mathias Döpfner auch einen Traum des verstorbenen Verlagsgründers Axel Springer, der ebenfalls schon in den TV-Bereich expandieren wollte.