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Mittwoch
23.02.2005

In der Debatte um die geplante Vorverlegung der «Tagesthemen» und die heftig umstrittene Kürzung der Politmagazine gibt es auch nach einem Treffen der ARD-Intendaten keine neuen Erkenntnisse. Verlegt wird daher zunächst nur eines: die Entscheidung, und zwar ins nächste Jahr. «Die neuen angedachten Strukturen erfordern ausführliche Gespräche, insbesondere mit den betroffenen Redaktionen», teilte die ARD am Mittwoch nach einem neuerlichen Treffen der ARD-Intendanten in Köln mit. So sollen die ARD-«Tagesthemen» nun erst Anfang 2006 von Montag bis Donnerstag auf 22.15 Uhr vorverlegt werden. Ursprünglich hatten die Intendanten die neue Sendezeit für das Informationsflaggschiff für Herbst 2005 angestrebt.

Damit wurde auch die Entscheidung über eine Verkürzung der sechs ARD-Politmagazine vorerst hinfällig. Die zeitliche Umgestaltung der Recherche-Sendungen wären durch die früheren «Tagesthemen» nötig geworden. ARD-Programmdirektor Günter Struve wollte alle sechs Sendungen (u.a. «Kontraste», «Panorama», «Report») um 15 auf 30 Minuten kürzen, was nicht nur zu Protesten aus den betroffenen Redaktionen geführt hatte. Der DJV-Vorsitzende Michael Konken hatte im Vorfeld des Treffens an die Intendanten appelliert, den Magazinen ihre Sendeplätze zu lassen und sie nicht zu verkürzen. «Information muss auch künftig ihren festen Platz im Programmschema der ARD haben. Da darf das Pendel nicht zu Gunsten der Unterhaltung ausschlagen», sagte Konken.

Auch nach Ansicht der medienpolitischen Sprecherin der Grünen-Bundestagsfraktion, Grietje Bettin, sei es zwar sinnvoll, sich einer früheren Startzeit der «Tagesthemen» den anderen Sendern anzupassen, «problematisch ist allerdings eine Kürzung aller Magazine, wie sie offenbar die Mehrzahl der Intendanten befürwortet». Sollte eine solche Kürzung aus Gründen der Programmstruktur unvermeidbar sein, verlangte Bettin «einen Ausgleich bei den Informationssendungen - etwa bei zielgruppenspezifischen Angeboten oder auch im wissenschaftlichen Bereich».

Tatsächlich herrscht keineswegs Einigkeit unter den Intendanten in der «Tagesthemen»-Frage: Sechs von zehn Programmdirektoren hatten sich vor einer Woche für eine generelle Verkürzung auf 30 Minuten ausgesprochen. Die anderen vier befürworten den Vorschlag des WDR, zwei der sechs Magazine auf 30 Minuten zu verkürzen und dafür vier auf 60 Minuten zu verlängern.

Die von Günter Struve initiierte Programmreform tritt in Teilen dennoch in Kraft. Beschlossen wurde bereits der Wechsel des «Berichts aus Berlin» vom Freitagabend auf den Sonntag um 18.30 Uhr. Das wird erstmals am 13. März umgesetzt. Schon zwei Tage vorher wird das neue Programmschema am Freitagabend wirksam: Ab 11. März läuft nach dem 20.15-Uhr-Film um 21.45 Uhr eine Krimi-Wiederholung aus der Reihe «Tatort». Danach folgen um 23.15 Uhr die ohne «Bericht aus Berlin» auf 15 Minuten verkürzten «Tagesthemen». Dieses Schema soll so lange gelten, bis ein neues 30-minütiges Unterhaltungsformat für den Sendetermin um 21.45 Uhr entwickelt ist. Dann sollen die «Tagesthemen» um 22.15 Uhr gesendet werden.