Reporter ohne Grenzen (ROG) ist beunruhigt über das Vorgehen des arabischen Golfstaats Katar gegen ein ARD-Fernsehteam. Bei Recherchen zur Situation der Gastarbeiter auf den Baustellen für die Fussball-Weltmeisterschaft 2022 wurden der sportpolitische ARD-Reporter Florian Bauer sowie ein Kameramann, ein Toningenieur und ihr Fahrer festgenommen.
Das Fernsehteam wurde anschliessend fünf Tage lang an der Ausreise gehindert. Seine beschlagnahmte Ausrüstung erhielt es erst nach mehr als vier Wochen und mit vollständig gelöschten Datenträgern zurück.
Während eines Drehs mit ausländischen Arbeitern wurde das Team am 27. März vom Staatsschutz festgenommen, auf eine Polizeiwache gebracht und einem Staatsanwalt vorgeführt. Nach rund vierzehn Stunden wurden der Reporter und seine Mitarbeiter freigelassen, aber zunächst mit einem Ausreiseverbot belegt. Erst am 2. April und auf Intervention der deutschen Botschafterin durften sie das Land verlassen. Ein Grund für die Festnahme wurde Bauer und seinen Kollegen nicht mitgeteilt; offensichtlich wurde ihnen aber das Drehen ohne die vorgeschriebene Genehmigung zur Last gelegt.
Die beschlagnahmte Ausrüstung des Fernsehteams, darunter eine Kamera, Tonausrüstung, ein Laptop, zwei externe Festplatten und vier Smartphones gaben die Behörden trotz anderslautender Zusicherungen erst am 26. April frei. Zuvor wurden alle darauf gespeicherten Daten gelöscht, darunter auch eindeutig als privat erkennbare Fotos und andere Dateien. Die Botschaft Katars in Deutschland hat sich auf Anfrage von Reporter ohne Grenzen bislang nicht zu dem Vorgang geäussert.