Er galt als melancholisch und stand als Beatle im Hintergrund. Gleichwohl löste sein Blättern in einer Zeitschrift vor 24 Jahren eine Prozessserie aus, die in den kommenden Tagen endgültig zum Stillstand kommen könnte. 1980 starrte George Harrison, inzwischen verstorbener Gitarrist der Beatles, verblüfft auf die Heftreklame der von Steve Jobs gerade frisch gegründeten Firma Apple Computers - inzwischen ein amerikanischer Weltkonzern und bekannt für seine modischen Mac-Computer und Erfolgsprodukte wie den tragbaren Musikspieler iPod. Ist nicht Apple Corp., die Verwertungsgesellschaft der erfolgreichsten Popband aller Zeiten, schon seit 1968 als Marke eingetragen? fragte sich Harrison.
Das mittlerweile dritte Verfahren im ewigen Markenkonflikt zwischen Apple und Apple steht nach Brancheninformationen nun vor dem aussergerichtlichen Vergleich, wie die «Financial Times Deutschland» am Donnerstag schreibt. Apple Computers könnte Apple Corp. eine Rekordentschädigung von 30 Mio. Dollar oder sogar einen noch höheren Betrag zahlen. «Die Summe wird die Leute umhauen und Rechtsgeschichte schreiben», sagte ein Experte einem US-Branchenblatt. Eine Einigung würde ein Verfahren vor dem Londoner High Court überflüssig machen, das noch im September diesen Jahres beginnen soll.
Steve Jobs dürfte ein Beatles-Fan sein. Er hat das Alter und ist irgendwie zu soft, um als «Stones-Typ» durchzugehen. Und er hat eine runde Brille, wie John Lennon sie trug. Doch der Kalifornier leugnet seit einem Vierteljahrhundert hartnäckig, dass die britischen Popstars etwas mit seiner Firma zu tun haben. Man habe im Telefonbuch schlicht vor dem Konkurrenten Atari stehen wollen, ist eine Version. Eine andere: Jobs habe bei der Arbeit auf einer Obstfarm den Apfel lieben gelernt.
Klar ist: Jobs hängt an dem Namen seiner Firma. An Apple Corp. - dahinter stehen neben den Beatles-Mitgliedern Paul McCartney und Ringo Starr die Witwen von John Lennon und George Harrison - hatte Apple 1981 schon einmal 80 000 Dollar Entschädigung bezahlt. 1991 - Apple hatte damals gerade seinen ersten Computer entwickelt, der mit Musik umgehen konnte - folgten 26,5 Mio. Dollar. Die Anwälte der Beatles schlugen dem Gegner als Ersatznamen Peach oder Banana vor. Doch Apple zahlte lieber, statt Pfirsich oder Banane zu heissen. Der Computerkonzern darf seither den Namen Apple legal für Hardware nutzen. Alles was mit Entertainment und Musik zu tun hat, bleibt Recht der Beatles.
Dumm nur, dass die IT-Welt ins Multimedia-Zeitalter aufbricht und Jobs noch dazu zum Gründer von iTunes, des bisher erfolgreichsten Internetvertriebs von Musik, wurde. 34 Jahre nach Auflösung der Beatles könnte eine Lösung, so vermutet die Medienbranche, auch so aussehen: Die Beatles werden Grossaktionäre von Jobs. Der darf dafür endlich die heiss begehrten Beatles-Nummern über seinen Musikladen vertreiben. Und Sir Paul McCartney wird auf die alten Tage Vorstandsmitglied bei Apple Computers.
Donnerstag
16.09.2004