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Freitag
06.01.2017

Medien / Publizistik

Die App der «New York Times» ist seit Ende des Jahres in China im App Store nicht mehr erhältlich. Während Apple «örtliche Vorschriften» als Grund für die Beseitigung angibt, vermuten die «New York Times» einen Komplott gegen die Zeitung.

Seit 2012 versucht die chinesische Regierung, den Zugang auf die Website der Times zu blockieren. Damals publizierte die einflussreiche Tageszeitung eine Reihe von Artikeln, in denen sie über den Reichtum des ehemaligen Premierministers Wen Jiabao berichtete.

Im Sommer 2015 brachte die Times eine neue App auf den chinesischen Markt, die von der Regierung bislang nicht blockiert werden konnte. Daher forderte China Ende 2016 Apple dazu auf, die App aus dem Store zu entfernen, wie die «New York Times» schreibt.

Am 23. Dezember wurde die App dann endgültig aus dem App Store entfernt: «Wir wurden darüber informiert, dass die App der `New York Times` gegen örtliche Regelungen verstösst», sagte Apple-Sprecher Fred Sainz gegenüber der Times.

Die US-Zeitung kann selber nur spekulieren, um was für Regelungen es sich dabei handeln soll. Apple weigerte sich, nähere Auskünfte dazu zu erteilen. Zudem heisst es, dass das Times-Büro in Peking selber von der chinesischen Regierung nie wegen einem allfälligen Verstoss kontaktiert wurde.

Gegenüber der US-Regierung weigerte sich Apple in der Vergangenheit hartnäckig, ohne gerichtlichen Beschluss Daten von iPhone-Nutzern herauszurücken. Das überrascht die «New York Times», da sie nicht weiss, ob im aktuellen Fall eine gerichtliche Anordnung zur Entfernung aus dem App Store vorliegt.

Times-Sprecherin Eileen Murphy wittert deshalb hinter der Löschung der App eine Verschwörung. In den Wochen, bevor die App entfernt wurde, habe die Zeitung an einem Artikel gearbeitet, der über «Milliarden von US-Dollarn, die Apple über versteckte Vergünstigungen und Subventionen von der chinesischen Regierung erhält», berichtet.

Ein Reporter der Times habe am 23. Dezember den Kontakt zu Foxconn, Besitzer der iPhone-Fabrik, und zur chinesischen Regierung aufgenommen. Daraufhin habe ein Apple-Team die Times darüber informiert, dass die App entfernt werde, wie Murphy in der «New York Times» sagt.