Reporter ohne Grenzen (ROG) und die Türkische Journalistenvereinigung (TGC) zeigten sich heute bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Istanbul besorgt über die Lage der Medienfreiheit in der Türkei. Nach wie vor würde in dem Land das Menschenrecht auf Presse- und Meinungsfreiheit nicht ausreichend respektiert werden. Die Veranstaltung bildete den Abschluss einer mehrtägigen Recherchereise von ROG-Vertretern in die Türkei mit dem Ziel, die Welle der jüngsten Verhaftungen von Journalisten zu untersuchen und eine Bestandaufnahme der Situation der Pressefreiheit vorzunehmen.
Während des Besuchs in Istanbul vom 13. bis 19. April trafen die zwei ROG-Vertreter mit Journalisten, Medienanwälten, Vertretern von Berufsverbänden, mit Familienangehörigen verfolgter Medienschaffender und mit Vertretern der Zivilgesellschaft zusammen. Auf Kritik von ROG stösst seit mehreren Jahren vor allem die missbräuchliche Anwendung strafrechtlicher Regelungen zur Beschneidung der Presse- und Meinungsfreiheit. Das Anti-Terror-Gesetz Nummer 3713 gehört zu den problematischsten rechtlichen Regelungen in der Türkei.
Dagegen begrüsst ROG die Freilassung von Nevin Berktas am 15. April 2011. Die Autorin und Journalistin musste am 3. November 2010 in Istanbul eine zehnmonatige Freiheitsstrafe antreten. Die Inhaftierung stand im Zusammenhang mit ihrem Buch «Die Gefängniszellen», einem Bericht über ihre Zeit im Gefängnis nach dem Militärputsch im Jahr 1980. ROG hatte sich intensiv für die Freilassung der Journalistin eingesetzt.