Im Streit um eine Karikatur über die aserbaidschanische Minderheit, hat der Iran das Erscheinen einer staatlichen Zeitung vorübergehend eingestellt. Die Karikatur machte sich über die vermeintliche Dummheit der Aserbaidschaner lustig. Sie löste gewaltsame Proteste der Minderheit aus, die im Nordwesten des Landes lebt. Der Chefredaktor und der Karikaturist seien festgenommen worden, teilte der oberste Staatsanwalt des Landes, Said Mortasawi, am Dienstag mit. In der Nacht zum Dienstag warfen Angehörige der Minderheit Steine auf Regierungsgebäude und Bankenfilialen in Täbris, der Hauptstadt der Provinz Ost-Aserbaidschan. Am Sonntag setzte Medienberichten zufolge eine Gruppe Aserbaidschaner eine Behörde in der Stadt Urmia in Brand. Urmia ist die Hauptstadt der Provinz West-Aserbaidschan.
Die Karikatur war am Freitag in der Zeitung «Iran» erschienen und zeigte einen Jungen im Gespräch mit einer Kakerlake. Das Insekt versteht den persisch sprechenden Jungen nicht und antwortet trotz der offensichtlichen Bemühungen des Kindes immer wieder mit «Was?» - auf aserbaidschanisch. Die Sprache der Minderheit ist mit dem Türkischen verwandt. Trotz zahlreicher aserbaidschanischer Vertreter in der wirtschaftlichen Elite des Irans, macht sich die Mehrheit der Perser traditionell gerne über die Minderheit lustig, so wie die Engländer über die Iren oder die Schweizer über die Österreicher. Im Iran gehören 25% der Bevölkerung dem Volk an, das im Nachbarland Aserbaidschan dominiert.
Dienstag
23.05.2006